Der Goffmensch: Überlegungen zu einer dramatologischen Anthropologie
1992; Nomos; Volume: 43; Issue: 4 Linguagem: Alemão
ISSN
0038-6073
Autores Tópico(s)Language, Discourse, Communication Strategies
ResumoAuf der Suche nach dem Menschenbild von Erving Goffman, vereinfacht ausgedruckt, nach dem Goffmenschen, kommt man unweigerlich an vielerlei heterogenen, ja zum Teil widerspruchlichen Lesarten seines Oeuvres vorbei. Die naivste und wohl auch oberflachlichste Variante der Rezeption begreift ihn (nach wie vor) einfach als einen Vertreter der symbolisch-interaktionistischen Rollentheorie. Dieses heute vor allem noch in zweitklassigen Einfuhrungsund Ubersichtsbuchern und in der sozialpsychologischen und padagogischen Diskussion herumgeisternde Goffman-Verstindnis wurde in der soziologischen Fachdiskussion zunachst durch einen verstarkten Behaviorismus-Verdacht, vor allem im Zusammenhang mit einigen spieltheoretischen „Exkursen Goffmans (insbesondere in 1969/1981), irritiert und darf inzwischen als hinlanglich kritisiert gelten. Vorubergehend galt es dann als besonders „schick, Goffman als Funktionalisten (vgl. Collins 1980 und 1988, aber auch noch Bums 1992), Strukturalisten (vgl. vor allem Gonos 1977 und 1980) oder gar als Semiotiker zu lesen (vgl. noch die Beitrage in Riggins 1990). Und insbesondere seine letzten groseren Arbeiten (1974/1977; 1979/1981; 1981/1978) haben ihn fur eine Reihe von Interessenten in die Nahe der Schutzschen Phanomenologie, der Ethnomethodologie und der Konversationsanalyse geruckt (vgl. dazu Eberle 1991a; Widmer 1991; Bergmann 1991).2) Aktuell gilt Goffman unter hartnackigen Kritikern bevorzugt als Eklektizist, unter wohlwollenden Rezipienten als „paradigme bridger und „Klassiker der zweiten Generation (in dieser Hinsicht zukunftsweisend zumindest fur die deutschsprachige Debatte: Hettlage 1991b).
Referência(s)