Artigo Revisado por pares

Joseph Roth's March into History: From the Early Novels to Radetzkymarsch and Die Kapuzinergruft

2010; Wiley; Linguagem: Alemão

ISSN

1756-1183

Autores

Florian Gelzer,

Tópico(s)

Literature and Cultural Memory

Resumo

Tonkin, Kati. Roth's March into History: From the Early Novels to Radetzkymarsch and Die Kapuzinergruft. Rochester: Camden House, 2008. 224 pp. $75.00 hardcover. Ungeachtet der Fulle von neueren avancierten Stuthen zum OEuvre Roths werden in der popularen Germanistik und Biographik unverdrossen eine Reihe uberholter Topoi fortgeschrieben. So etwa die Auffassung, dass sich der ehemals rote Joseph zunehmend vom Tagesgeschehen abgewendet habe, um in den dreisiger Jahren einem nostalgisch-verklarten mito absburgico (Claudio Magris) zu verfallen. Die vorliegende Arbeit, eine Dissertationsschrift der University of Western Australia, argumentiert dagegen mit Verve fur eine integrative Sichtweise: Die fruhen Zeitromane und die spaten Osterreichromane seien als Stationen einer fortlaufenden Auseinandersetzung des Autors mit Gegenwartsproblemen aufzufassen. Dabei spure Roth in der der Donaumonarchie den Ursachen der Defizite der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg nach. Radetzkymarsch und Die Kapuziner gruft erscheinen so nicht mehr als Zeugnisse einer ruckwartsgewandten Utopie (Hilde Spiel), sondern im Gegenteil als besonders reflektierte Fortsetzung der Zeitdiagnosen des Fruhwerks - mithin als historische im Lukacs'schen Sinn. Im Durchgang durch funf Romane wird die Grundthese von Roths gezieltem (und nicht eskapistischem) Marsch in die Geschichte erortert und der Topos von der Realitatsflucht des Autors plausibel widerlegt. Die instruktive Einleitung zur Identitatsproblematik Roths - eines galizischen Juden mit deutscher Bildung im Vielvolkerstaat Osterreich-Ungarn - umgeht die verbreiteten biographischen (Selbst-)Mystifikationen und bereitet geschickt die nachfolgenden Argumentationsstrange vor. Roth wird in eine Tradition osterreichischer Ideologieskepsis gestellt, die ihn, bei aller Sympathie fur das ubernationale Habsburgerreich, sowohl gegen nationalistische Bestrebungen wie gegen apokalyptische Erlosungsvisionen argwohnisch gemacht habe. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Offenheit und Unfertigkeit der fruhen Romane Das Spinnennetz, Hotel Savoy und Die Rebellion nicht mehr defizitar, sondern als Ausdruck eines bewussten Verzichts auf einseitige Losungsmodelle und Ideologien (einschlieslich Sozialismus und Zionismus) . Die konzisen Beobachtungen zum Fruhwerk munden in den zweiten TeU des Bandes: eine eingehende Analyse des Radetzky marsch. Die zahlreichen Unterkapitel sind dabei stets ahnlich aufgebaut: Ausgehend von einem Detailproblem (etwa einer Text- oder BriefsteUe) werden unter grundlichem Einbezug von Primar- und Forschungsliteratur die einschlagigen Themenkreise des Romans behandelt, vom Habsburger Mythos bis zur Identitats- und Generationenproblematik. Dabei sind die Einzelbeobachtungen insgesamt darauf ausgerichtet, den Status des Radetzkymarsch als eines engagierten historischen Romans zu bekraftigen. …

Referência(s)