Artigo Revisado por pares

Krankheit und Geschlecht. Diskursive Affaren zwischen Literatur und Medizin

2003; Wiley; Volume: 76; Issue: 4 Linguagem: Alemão

10.2307/3252250

ISSN

1756-1183

Autores

Eva Kuttenberg, Tanja Nusser, Elisabeth Strowick,

Tópico(s)

Child and Adolescent Health

Resumo

Nusser, Tanja, and Elisabeth Strowick, eds. Krankheit und Geschlecht. Diskursive Affaren zwischen Literatur und Medizin. Wurzburg: Konigshausen und Neumann. 2002. 217 pp. euro28.00 paperback. Dieser gelungene Sammelband aus Strukturanalysen in Gesellschaft, offentlichem Gesundheitswesen, Literatur, Film und Photographie geht auf Eroffnungskonferenz des Postdoc Kolleg Krankheit und Geschlecht am Interdisziplinaren Zentrum fur Frauen- und Geschlechterstudien zuruck, an der Universitat Greifswald im November 2001 stattfand. Es gilt, so Herausgeberinnen im Vorwort (InterSektionen. Uberlegungen zum Verhaltnis von Krankheit und Geschlecht), den Einfluss eines kulturwissenschaftlich-gender-orientierten Ansatzes auf visuelle und verbale Aufschreibsysteme zu zeigen, und Konsequenzen fur die wissenschaftliche Hierarchisierung der Erkenntnis und [die] ihr innewohnenden Machtwirkungen zu verstoren, sowie den performativen Status von Wissen herauszustellen (12). Elf Beitrage lassen sich auf ein dynamisches Wechselspiel zwischen medizinischen Verfahren, Visualisierungstechniken und narrativen Strukturen (14) ein. Den Epidemien gelten ersten drei Beitrage. Ausgehend von Bruno Latours Frage: Wo waren Mikroben vor Pasteur? (25) entwirft Marion Herz (Die wunderbare Zwischenwelt des 'Virus') Inszenierungsstrategien des Aids Virus im Nanocinema der Mikrobiologie und im Panoptikum der (25). Sie zeigt, wie sich auf der wundersamen Reise des HIV Virus vompatient zero zur amerikanischen Mittelschicht Ethnizitaten, Identitaten, Schauplatze und Zeitkonstanten dramatisch verschieben. Ihr Argument, dass jegliche Versuche der Epidemiologie den Virus zu kontrollieren, paradoxerweise seine weiteren Auftritte ermoglichen, hat sich bereits bei der SARS Epidemie bestatigt. Susanne Bauer (Multivariable Raster: Kategorisierungen von Krankheit zwischen Biomedizin und Public Health) zeigt, wie multiple Faktoren Erstellung von Rastern und Risikofaktoren im offentlichen Gesundheitswesen pragen. Man konzentriert sich langst nicht mehr ausschliesslich auf Mikroben, sondern berucksichtigt neben Medizin auch Statistiken und kulturelle Praktiken. Der medizinische Diskurs geht dabei von Modellen aus, entwickelt Praventivmassnahmen und manifestiert sich in einer Technologie der Macht. Elisabeth Strowicks (Poetologie der Ansteckung und bakteriologische Reinkultur. Infektioses Material bei Thomas Bernhard, Thomas Mann und Robert Koch) Semiotik der Krankheitszeichen und Poetologie des Infektiosen ist ebenso brilliant wie originell. Am Beispiel von Thomas Bernhards Wittgensteins Neffe entwirft sie Textur des Infektiosen, in der das infizierte Taschentuch eigentlicher Bedeutungstrager ist. Neben einer Rhetorik des Errotens und Erbleichens fuhrt sie in Thomas Manns Zauberberg ihre Theorie des Taschentuchs als tuberkulosem Krankheitszeichen fort und zeigt, wie sich darin die Zeichenhaftigkeit des kranken Korpers mit der Korperlichkeit des Krankheitszeichens verkreuzen (67). Nach einem Exkurs zu Robert Koch kommt sie zu dem Schluss, dass literarische Krankengeschichten eine Kritik der reinen Infektion darstellen, in denen das Infektiose als Storgerausch (72) auftritt. In den Themenkomplex Wahrnehmung-Wahn fuhrt Eva Meyers (Von jetzt an werde ich mehrere sein) kreativer Text ein, der Grenzen und imaginierten Grenzuberschreitungen im Prozess weiblicher Identitat mit Textbezugen zu Soren Kierkegaards Entweder Oder und Virginia Woolf's Mrs. Dalloway beschreibt. Anne-Kathrin Reulecke (Andre Gides Pastoral-Sinphonie und Dialektik der Blindheit) analysiert pastoral-paternalistische Fursorge um eine Blinde, zur Verblendung des Pastors und zum performativen Akt des Suizids der plotzlich Wiedersehenden fuhrt. Ausserst uberzeugend vergleicht sie Statue in Condillacs Experiment, sukzessive mit allen funf Sinnen ausgestattet wird, mit dem seelenlose[n] Fleischbundel, dem der Pastor uber sprachlichen Zeichen, Beschaffenheit und Vielfalt der Dinge entdecken will (93). …

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