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Schwierige Entwöhnung vom Respirator: Beatmung und weitere Strategien

2006; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 60; Issue: 10 Linguagem: Alemão

10.1055/s-2006-932215

ISSN

1438-8790

Autores

T Barchfeld, B. Schönhofer,

Tópico(s)

Nosocomial Infections in ICU

Resumo

Das ventilatorische Versagen infolge Überlastung und/oder reduzierter Kapazität der Atempumpe ist die häufigste Ursache für die erfolglose Entwöhnung vom Respirator (Weaning) und damit für die Notwendigkeit der invasiven Langzeitbeatmung (LZB). Dabei steht die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) im Vordergrund. Der wichtigste klinische Parameter für die erschöpfte Atemmuskulatur ist die schnelle flache Atmung ("rapid shallow breathing"). Weitere Faktoren, die im Weaning-Prozess den Erfolg negativ beeinflussen können, sind neuromuskuläre Erkrankungen, Herzinsuffizienz, die inadäquate tiefe und lange Sedierung, Mikro- bzw. Makroaspiration, Mangelernährung, Anämie und Adipositas per magna. Protokollbasierte Entwöhnungsstrategien und die Verwendung von so genannten "Weaning-Prädiktoren" sind hilfreich. Dennoch ist der erfahrene Intensivmediziner im Weaning nicht zu ersetzen. Das Ziel im Weaning nach LZB heißt "Rekonditionierung der Atemmuskulatur". Alle therapeutischen Maßnahmen sollten darauf abzielen, durch entlastende Strategien eine Erholung der überlasteten Atemmuskulatur zu erreichen. Assistierte Beatmungsformen sind im Weaning weit verbreitet. Eine ausreichende Entlastung der erschöpften Atemmuskulatur lässt sich damit sehr häufig nicht erreichen, da die inspiratorische Atemarbeit signifikant erhöht bleibt. Demgegenüber führt eine individuell adaptierte, kontrollierte Beatmung (mit Druck- oder Volumenvorgabe), die auch bei klarem Bewusstsein des Patienten möglich ist, zur maximalen Entlastung der Atemmuskulatur und deren Erholung. Weitere entlastende Maßnahmen sind die Korrektur einer Anämie, die pharmakologische Reduktion des Atemantriebes (z. B. durch Morphinpräparate), die Sauerstoffgabe während der Spontanatmung, das Aufrichten des Oberkörpers vor allem bei Adipositas und die Überführung des katabolen in den anabolen Ernährungszustand. Insbesondere bei Patienten mit broncho-pulmonalen Vorerkrankungen (z. B. COPD) hat die nichtinvasive Beatmung (NIV) während der Entwöhnung von der invasiven Beatmung, aber auch in der Postextubationsphase einen hohen Stellenwert. NIV sollte im Weaning-Prozess unter engmaschigem Monitoring der Vitalfunktionen, bei vorhandener Kooperation des Patienten und mit Wissen um die Grenzen der Methode durchgeführt werden. Sterben am Respirator in der Endphase eines chronischen Krankheitsverlaufes bleibt eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Gelingt ein erfolgreiches "Weaning in der Terminalphase", dann ist es manchem Patienten doch noch möglich, den letzten Lebensabschnitt außerhalb einer Intensivstation zu verbringen.

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