Artigo Revisado por pares

Ost-westliche Kulturtransfers. Orient—Amerika, and: “Die Entzauberung des Ostens”. Zur Wahrnehmung und Darstellung des Orients bei Hermann Hesse, Armin T. Wegner und Annemarie Schwarzenbach

2012; University of Wisconsin Press; Volume: 104; Issue: 2 Linguagem: Alemão

10.1353/mon.2012.0039

ISSN

1934-2810

Autores

Kathrin Wittler,

Tópico(s)

German Colonialism and Identity Studies

Resumo

Reviewed by: Ost-westliche Kulturtransfers. Orient—Amerika, and: “Die Entzauberung des Ostens”. Zur Wahrnehmung und Darstellung des Orients bei Hermann Hesse, Armin T. Wegner und Annemarie Schwarzenbach Kathrin Wittler Ost-westliche Kulturtransfers. Orient—Amerika. Herausgegeben von Alexander Honold. Bielefeld: Aisthesis, 2011. 291 Seiten. €29,80. “Die Entzauberung des Ostens”. Zur Wahrnehmung und Darstellung des Orients bei Hermann Hesse, Armin T. Wegner und Annemarie Schwarzenbach. Von Behrang Samsami. Bielefeld: Aisthesis, 2011. 431 Seiten. €45,00. Die Auseinandersetzung der deutschen Literatur mit dem (kulturell) Fremden ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen und herausfordernden Gegenstand der Germanistik geworden. Einige grundlegende Studien haben die Orientalismusforschung bereichert, und die interkulturelle Germanistik präsentiert sich bereits in Form eines Handbuchs (Alois Wierlacher / Andrea Bogner [Hg.], Handbuch interkulturelle Germanistik, Stuttgart 2003). Zwischen diesen beiden Forschungsrichtungen und in Überschneidung mit ihnen will das 2008 von Gabriele Dürbeck und Axel Dunker gegründete DFG-Netzwerk “Postkoloniale Studien in der Germanistik” die postcolonial studies institutionell in der Germanistik verankern und hat zu diesem Zweck die Schriftenreihe “Postkoloniale Studien in der Germanistik” ins Leben gerufen, deren erster, von Alexander Honold herausgegebener Band Ost-westliche Kulturtransfers hier zur Rezension steht. Wie Dürbeck und Dunker in ihrem Vorwort schreiben, soll die Reihe das Projekt vorantreiben, “einen bislang vernachlässigten Gegenstandsbereich der deutschsprachigen Literatur und Kultur der Kolonialzeit zu erschließen, kanonische Texte neu zu bewerten” und “asymmetrische Machtverhältnisse in (post-)kolonialen Konstellationen zu analysieren” (7). Mit diesem Versuch, die in der angloamerikanischen Literaturwissenschaft längst kanonischen theoretischen Ansätze Homi Bhabhas, Edward Saids und Gayatri Spivaks in der deutschen Germanistik zu verankern, verbinden sich auch Hoffnungen auf eine Umstrukturierung der Disziplin. Die “Wandlung von einer imperialistischen Beziehung zwischen der deutschen Germanistik und deren amerikanischen ‘Kolonien’ zu einem postkolonialen Modell, in dem Informationen in beide Richtungen fließen” (36), ermögliche, so Todd Kontje in seinem Beitrag über postkoloniale Impulse der ‘Auslandsgermanistik,’ eine Internationalisierung und Transnationalisierung der Germanistik. Der erste Band der Reihe beruht auf einer Arbeitstagung des Netzwerks und eröffnet mit der überzeugenden These einer Interdependenz orientalischer und amerikanischer Räume im europäischen Imaginationshaushalt vielversprechende Forschungsperspektiven. Die elf Einzelbeiträge des Bandes sollen aufzeigen, so Honold in seiner Einleitung, “dass und wie sich die kulturgeographische Topik der europäischen Neuzeit in einer triadischen Gesamtanlage der Relationsglieder Westen / Amerika—Europa—Orient entfalten konnte” (22). Das mit einem solchen Blick auf Dreieckskonstellationen verbundene Ansinnen, über die starre binäre Opposition von ‘Eigenem’ und ‘Fremdem’ hinauszugehen, führt in einigen Beiträgen zu interessanten Ergebnissen. Seraina Plotke macht darauf aufmerksam, dass sich die Helden der beiden mittelhochdeutschen [End Page 294] Epen König Rother und Herzog Ernst B in einem “kulturellen Dreieck von christlichem Abendland, christlich-orientalischem Byzanz und fremdländisch-heidnischem Orient bewegen” (57). In König Rother etwa stelle Konstantinopel den Mittelpunkt der Ereignisse dar, während Bari zur westlichen und Babylon zur östlichen Peripherie stilisiert werde. Anhand der Gesamtkomposition der Texte meint Plotke trotz derartiger Verschiebungen nachweisen zu können, dass beide Epen die Kreuzzüge als eine Art ‘Probelauf’ des europäischen Kolonialismus präfigurieren und die zur historischen Realität querstehende Behauptung einer Suprematie des Westens narrativ bestätigen. Alexander Honold stellt in seinem Beitrag mit Rainer Maria Rilke und Thomas Mann exemplarisch zwei Zugänge zur altägyptischen Welt einander gegenüber. Während Rilke dem “dinghaft archäologischen Pfade” folge (89) und an der opaken Materialität des Bildkörpers festhalte, wähle Thomas Mann in seiner Joseph-Tetralogie einen philologischen Zugang und plädiere für die “rationale Übersetzungsmacht des verbalen Zeichens” (95). Manns Ägyptendarstellung sei dabei geprägt von seiner Exilerfahrung in den USA und somit ein Beleg für die Interdependenz kultureller Transfers und Projektionsmechanismen. Oliver Lubrich macht deutlich, dass die Expedition nach Zentralasien “in mehr als einer Hinsicht die andere Reise” Alexander von Humboldts war (112), und hebt hervor, dass Humboldt die bereiste Gegend—in einer vergleichenden Perspektive zu seiner früheren südamerikanischen Reise und zu seiner preußischen Heimat—triangulär wahrgenommen und gerade dadurch wichtige Erkenntnisse erlangt habe. Dass das Eigene in mehreren Bezugsfeldern austariert werden kann, führt Sabine Wilke an Werner Herzogs Film Herz aus Glas (1976) vor, der über diverse Kulturtransfers die...

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