Neurokognitive Veränderungen und Negativsymptomatik bei schizophrenen Erkrankungen
2005; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 73; Issue: 6 Linguagem: Alemão
10.1055/s-2004-830233
ISSN1439-3522
Autores Tópico(s)Psychosomatic Disorders and Their Treatments
ResumoEs ist weithin bekannt, dass schizophrene Erkrankungen häufig mit Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit einhergehen. In neuerer Zeit haben insbesondere Defizite höherer Kontroll- und Steuerungsprozesse („exekutive Funktionen”) das Forschungsinteresse erregt, da sie die Fähigkeit der Patienten, unabhängig zu leben, nachhaltig beeinträchtigen können. Darüber hinaus wird versucht, der Heterogenität schizophrener Psychopathologie gerecht zu werden, indem voneinander abgrenzbare psychopathologische Syndrome und Veränderungen in einzelnen kognitiven Bereichen miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die vorliegende Übersichtsarbeit unterzieht vor allem diejenigen Befunde einer eingehenden Betrachtung, die eine Assoziation zwischen schizophrener Negativsymptomatik und Beeinträchtigungen exekutiver Steuerungsprozesse herstellen. Aus neurobiologischer Sicht ergeben sich Hinweise darauf, dass biochemische, strukturelle und funktionelle Abweichungen im Frontalkortex und assoziierten fronto-subkortikalen Schleifen eine gemeinsame Basis der schizophrenen Negativsymptomatik und Störungen der exekutiven Handlungskontrolle bilden. Zahlreiche neuropsychologische Untersuchungen belegen eine Assoziation zwischen Negativsymptomatik und Defiziten in den kognitiven Bereichen Reaktionsinhibition, parallele Aufgabenbearbeitung, kognitive Flexibilität, Kontextaktualisierung, Problemlösen und Wortflüssigkeit. In manchen Fällen wird jedoch eher das Desorganisationssyndrom und nicht die Negativsymptomatik mit mangelhaften Leistungen in den genannten Bereichen in Verbindung gebracht. Die inkonsistenten Befunde werden teilweise auf eine unbefriedigende Abgrenzung der beiden Symptomkomplexe zurückgeführt.Künftige Forschungsvorhaben sollten eine genauere Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Negativsymptomatik in Betracht ziehen. Auch wäre sowohl eine möglichst spezifische als auch eine ökologisch valide Erfassung höherer Kontroll- und Steuerungsprozesse wünschenswert.
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