Die klinische Anwendung von S-(+)-Ketamin - eine Standortbestimmung
1998; Georg Thieme Verlag; Volume: 33; Issue: 12 Linguagem: Alemão
10.1055/s-2007-994851
ISSN1439-1074
AutoresSabine Himmelseher, E. Pfenninger,
Tópico(s)Anesthesia and Neurotoxicity Research
ResumoNach enantiomerspezifischer Trennung des intravenösen Anästhetikums Ketamin-Razemat steht jetzt S-(+)-Ketamin, die rechts-drehende Isomerform, zur klinischen Verfügung. Nachdem pharmakologische Studien die doppelte anästhetische und analgetische Potenz für S-(+)-Ketamin gegenüber Ketamin-Razemat erbrachten, wurden die klinischen Effekte von S-(+)-Ketamin mit denen von Ketamin-Razemat unter Anwendung eines Dosierungsverhältnisses von 1:2 verglichen. In diesen Therapiestudien demonstrierten beide Ketamine in vergleichbarem Umfang eine Stimulation endokriner Streßparameter und sympathomimetischer Kreislaufeffekte. Die Applikation von S-(+)-Ketamin war jedoch mit einer deutlich verkürzten Aufwachphase, geringeren Schmerzen in der postoperativen Periode, rascherem Wiedererlangen der kognitiven Funktionen und besserer Akzeptanz durch die Studienpersonen verbunden. Die Inzidenz psychomimetischer Reaktionen schien nach S-(+)-Ketamin nur wenig geringer als nach Ketamin-Razemat, wobei deren Qualität als entschieden weniger unangenehm beschrieben wurde. Die durch die Verwendung von S-(+)-Ketamin mögliche Halbierung der erforderlichen Substanzmenge ist nicht nur mit einer Minimierung der unerwünschten Nebenwirkungen von Ketamin-Razemat bei erhaltener anästhetischer und analgetischer Wirksamkeit assoziiert, sondern impliziert auch eine bessere Patientenverträglichkeit. Angesichts experimenteller Untersuchungsergebnisse, in denen S-(+)-Ketamin deutliche neuroprotektive Effekte zeigte, könnte sich sein Einsatzspektrum in Zukunft um Indikationen bei neuen neuroprotektiven Therapieansätzen erweitern.
Referência(s)