Artigo Revisado por pares

Grußwort zum Jahreswechsel 2014 / 2015

2015; Wiley; Volume: 22; Issue: 1 Linguagem: Alemão

10.1002/ckon.201410241

ISSN

1521-3730

Autores

Thomas Schleid,

Resumo

Liebe Mitglieder der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht, „Lernkompetenz ist zur Schlüsselqualifikation Nummer eins avanciert und Weiterbildung ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor geworden. Aber kaum jemand bekommt vermittelt, wie man tatsächlich effizient und zielgerecht lernt. So meiden die meisten von uns oft neue Lernsituationen oder brechen Weiterbildungen ab und lassen ihre Potentiale und Möglichkeiten ungenutzt.“ Mit diesen drei Sätzen beginnt der Klappentext des Buches „Frischer Wind im Kopf: Leichter lernen mit der Ballon-Strategie“ von Anette P. Vetter aus dem Jahre 2012. Ich verrate Ihnen nun nicht etwa die Ballon-Strategie, um den Absatz des Buches nicht zu gefährden. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass die drei zitierten Sätze jedem nur allzu vertraut vorkommen müssen, der Wissen an die Person (sagen wir Schüler) oder Fortbildung an die richtige Adresse (sagen wir Lehrer) bringen will. Noch ein weiteres Geheimnis will ich Ihnen in der nächsten Passage verraten: „Lehrerinnen und Lehrer sind von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Bildungssystems. Sie begleiten junge Menschen in wichtigen Entwicklungsphasen, die für individuellen Bildungserfolg, Persönlichkeitsbildung, Sozialisation und beruflichen Werdegang prägend sind. Gesellschaftliche Veränderungen bringen neuartige Aufgaben für das Bildungssystem und den Lehrerberuf mit sich: Reformen der Schulstruktur, Durchlässigkeit und Offenheit aller Bildungswege, Heterogenität und Inklusion sowie veränderte Beziehungen zwischen Schule und Eltern. Diese müssen ihren Niederschlag in allen Phasen der Lehrerausbildung finden.“ So beginnt eine Abhandlung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über Richtlinien zur Förderung der sogenannten „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, in der auch Begriffe wie ‚Fortentwicklung der Fachlichkeit‘ und ‚Polyvalenz von Lehramtsabschlüssen‘ fallen. Abgesehen davon, dass die Kulturhoheit der Länder mit Sicherheit abweichende Diktionen erlaubt, darf man als deutscher Chemiker befürchten, dass das Fach Chemie in immer mehr Bundesländern in einer Modulbox namens NaWi (Naturwissenschaften) verschwindet und vielleicht niemals wiederauferstehen wird – so viel zum Thema „Fortentwicklung der Fachlichkeit“. Wie sich ein experimentelles Fach wie Chemie, dem man mit entfesselter Regulierungswut durch immer aberwitzigere Aufforderungen zur rechtskräftigen Gefährdungsbeurteilung eines Experiments die Luft zum Atmen abschnürt, auch noch mit Inklusion zurecht kommen soll, bleibt mir ein Rätsel. In vielen Bundesländern plant die bildungspolitische Reformelite ab dem Wintersemester 2015/16 die Einführung des modularisierten Lehramtsstudiums mit Bachelor- und Masterabschlüssen unter Abschaffung des Staatsexamens. Obwohl noch nicht einmal klar ist, wie die neuen Abschlüsse denn heißen sollen, etwa Bachelor bzw. Master of Education oder Science oder Arts, so steht doch schon fest, dass sie hochgradig polyvalent sein sollen. Man muss jedoch befürchten, dass sie noch nicht einmal monovalent sind und bei mangelnder Konsekutivität in keinem einzigen Regierungspräsidium irgendeines Bundeslandes zur Einstellung als Lehrer führen dürften. Traurige Aussichten als Folge einer uninspirierten Bildungspolitik, werden Sie jetzt vielleicht denken, doch es gibt noch die Fachgruppe Chemieunterricht der Gesellschaft Deutscher Chemiker, die sich nicht nur auf Vorstandsebene eigene Gedanken dazu macht. Alle Jahre wieder fordert sie zur aktiven und passiven Teilnahme an ihrer Fortbildungs- und Vortragstagung auf, so wie auch im vergangenen Jahr 2014 zum nun schon 31. Mal, wo man sich in Kiel unter dem Motto Horizonte eröffnen – Chemische Perspektiven für Forschung, Bildung und Gesellschaft breitbandig mit den bereits angesprochenen Themen befasst hat. Frau Prof. Dr. Ilka Parchmann hat es mit ihrem Team von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik unter Mitwirkung der GDCh-Geschäftsstelle in Person von Frau Dr. Elisabeth Kapatsina und einiger tatkräftiger Vorstandsmitglieder geschafft, uns im Verlaufe von drei Tagen ein tolles Programm zu bieten. Den gut 350 Teilnehmern, die zahlenmäßig eine neue Rekordmarke für Veranstaltungen dieser Art setzten, wurden 3 Plenar-, 16 Experimental- und 47 Diskussionsvorträge sowie 12 Workshops und 48 Posterbeiträge geboten. 20 Poster konnten sogar als Posterkurzvorträge zur Präsentation kommen, doch alle 48 standen erstmals überhaupt bei einer abendlichen Postersession mit Bier und Brezeln zur Auswahl für die Prämierung mit vier Posterpreisen. Auf dem Geselligen Abend im Atlantic Hotel wurden die drei Preise der Fachgruppe Chemieunterricht des Jahres 2014 verliehen. Der Preis für Lehrkräfte an Grundschulen ging an Frau Helga Einsiedel (Hatten), den Friedrich-Stromeyer-Preis erhielt Frau Dr. Angela Köhler-Krützfeld (Berlin) und mit dem Heinrich-Roessler-Preis wurde Frau Dr. Christa Jansen (Darmstadt) ausgezeichnet. Man beachte, mit welcher Leichtigkeit sich eine Frauenquote von 100 % erzielen ließ, ohne das die Auswahlkommission nur einen einzigen Gedanken an Gender Correctness verschwendet hätte. Bei der Mitgliederversammlung konnte man im Rahmen der Tagesordnung innerhalb von einer Stunde seinen Mut oder Unmut zu den Aktivitäten der Fachgruppe Chemieunterricht der Gesellschaft Deutscher Chemiker äußern. Unsere 32. Fachgruppenjahrestagung wird von Ende August bis Anfang September 2015 unter dem Dach des GDCh-Wissenschaftsforums Chemie in Dresden stattfinden. Unter dem unschlagbaren Motto Chemie verbindet soll es erneut einen regen Austausch der unterschiedlichen Fachgruppen bei der ehemaligen GDCh-Hauptversammlung geben. Für unsere Fachgruppe bedeutet dies insbesondere die Wahl eines neuen Vorstands sowie die Verleihung der beiden jährlichen Preise (Preis für Lehrkräfte an Grundschulen und Friedrich-Stromeyer-Preis) und des alle zwei Jahre zu vergebenden Manfred-und-Wolfgang-Flad-Preises. Erstmals wird mit dem „Heinz-Schmidkunz-Preis“ auch eine übergeordnete Chemiedidaktik-Auszeichnung der GDCh für besondere Verdienste um den Chemieunterricht an Schulen verliehen werden. Unter dem Vorsitz von Frau Prof. Dr. Gisela Lück (Bielefeld) hat sich eine Auswahlkommission mit den zahlreich eingegangenen Nominierungen befasst und eine sehr weise Entscheidung getroffen, auf deren Bekanntgabe Sie allerdings noch 8 Monate warten müssen… 2015 ist das UNESCO-Jahr des Lichts. Lassen Sie uns hoffen, dass unser Zentralgestirn uns noch lange mit diesem Lebenselixier versorgen und insbesondere bei bildungspolitischen Funktionären die eine oder andere Erleuchtung bewirken wird. Nach all der Politikerschelte möge zum Abschluss ein besinnliches Gedicht mit dem Titel “When Children Learn” des amerikanischen Kinderpsychologen David L. Weatherford in seiner deutschen Adaption von Manfred Breuer dafür sorgen, dass wir nie die Zuversicht verlieren sollten: Wenn Kinder lernen, dass sich das Glück nicht in dem findet, was ein Mensch besitzt, sondern wer er ist; Wenn sie lernen, dass Geben und Vergeben mehr bedeuten als Nehmen und Heimzahlen; Wenn sie lernen, dass Sorgen und Leid nicht durch Selbstmitleid gelindert werden, sondern durch innere Entschlossenheit und mentale Kraft; Wenn sie lernen, dass sie zwar nur wenig Macht über die Welt haben, wohl aber über ihre Seele; Wenn sie lernen, dass Beziehungen dann gedeihen, wenn sie Freundschaft über Egoismus stellen, Kompromissbereitschaft über Stolz und Zuhören über Belehren; Wenn sie lernen, nicht die Menschen zu hassen, deren Anderssein ihnen Angst macht, sondern diese Art von Hass zu fürchten; Wenn sie lernen, dass Glück aus der Macht erwächst, andere zu stützen, statt sie niederzumachen; Wenn sie lernen, dass Lob von anderen zwar schmeichelnd, aber letztlich bedeutungslos ist, wenn es nicht mit Selbstachtung einhergeht; Wenn sie lernen, dass der Wert eines Menschen nicht an seinen Reichtümern gemessen wird, sondern an den Momenten, die er mit anderen geteilt hat, um ihnen beizustehen, Hoffnung zu geben, Tränen zu trocknen und Herzen zu berühren; Wenn sie lernen, dass nicht die Augen, sondern das Herz die Schönheit eines Menschen sieht; Wenn sie lernen, dass schwierige Zeiten und das Älterwerden zwar ihre Spuren hinterlassen, aber zugleich den Charakter und die innere Einstellung stärken; Wenn sie lernen, nicht leichtfertig über andere zu richten, da sie wissen, dass Gut und Böse in jedem sind und dass vielfach die Unterstützung oder die Verletzung durch andere darüber entscheidet, was die Oberhand gewinnt; Wenn sie lernen, dass jedem Menschen seine Einzigartigkeit geschenkt wurde und dass der Sinn des Lebens sich dann erschließt, wenn man dieses Geschenk zu teilen weiß; Wenn Kinder all dies gelernt haben und die Kunst, es zu leben, dann werden sie nicht länger mehr Kinder sein – Sie werden ein Segen sein für jeden, dem sie begegnen. In diesem Sinne grüße ich Sie recht herzlich und wünsche Ihnen allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Neues Jahr 2015. Haben Sie viel Mut und nur wenig Furcht! Ihr Thomas Schleid

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