Schwellenphänomen, Paradigmenwechsel, Popularitätserfolg: Hybridisierung und Konkretisierung des spätmittelalterlichen Liebeslieds als Erfolgsrezept beim Mönch von Salzburg
2009; Routledge; Volume: 81; Issue: 1 Linguagem: Alemão
10.1080/00393270902859945
ISSN1651-2308
Autores ResumoClick to increase image sizeClick to decrease image size Notes 1 Burghart Wachinger, Der Mönch von Salzburg. Zur Überlieferung geistlicher Lieder im späten Mittelalter. Tübingen 1989 (Hermaea. Germanistische Forschungen, NF, 57), S. 2. 2 Thomas Cramer, Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. München 1990, S. 36. 3 Burghart Wachinger, Mönch von Salzburg, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Zweite, völlig neu bearb. Aufl. hg. Kurt Ruh et al. Bd. 6, 1 Berlin und New York 1985, Sp. 658–70, hier 661. 4 Josef Ampferer, Der Mönch von Salzburg, in: Ein Programm des kaiserlichen königlichen Staats-Gymnaisums in Salzburg 14 (1864), S. 1–32; Karl Bartsch, Die romanischen und deutschen Tagelieder, in: Gesammelte Vorträge und Aufsätze. Freiburg 1883, S. 250–317. 5 Zuletzt dazu, mit guter Zusammenfassung der relevanten Forschung bezogen auf das Tagelied, María del Carmen Balbuena Torezano, La cancíón de alba en la lírica de la baja edad media. Análisis de los poemas del Monje de Salzburgo. Córdoba 2007 (Serie Estudios Literarios. Colección Nuevos Horziontes, 16); vgl. dazu meine Besprechung in: Mediaevistik, 20 (2007), S. 424–426. Die grundlegende Arbeit entstand aus der Feder von Franz Viktor Spechtler, Der Mönch von Salzburg. Untersuchungen über Handschriften, Geschichte, Gestalt und Werk des Dichters und Komponisten als Grundlage einer textkritischen Ausgabe. Diss. Innsbruck, 1963; siehe dazu Norbert Richard Wolf, Die weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Diss. Innsbruck 1965. Die bisherige Forschung findet sich bei Wachinger und Spechtler. 6 Hans Ganser, Die mehrstimmigen Lieder des Mönchs von Salzburg. Magisterarbeit. München 1980; vgl. dazu Dagmar Hirschberg: dy trumpet (MR 15). Ein Tagelied-Experiment des Mönchs von Salzburg, in: Lied im deutschen Mittelalter. Überlieferung, Typen, Gebrauch. Chiemsee-Colloquium 1991. Hg. Cyril Edwards, Ernst Hellgardt und Norbert H. Ott. Tübingen 1996, S. 203–216; zuletzt Franz-Josef Holznagel, Habe ime wîs und wort mit mir gemeine … Retextualisierungen in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters. Eine Skizze, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 124, Sonderheft (2005), S. 47–81. Siehe auch die Kommentare von Manfred Zimmermann, Die Sterzinger Miszellaneen-Handschrift. Kommentierte Edition der deutschen Dichtungen. Innsbruck 1980 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe, 8), S. 250–251, 254–255, 274–277, etc. 7 Siehe z.B. Ulrich Müller, Kontext-Informationen zum ,Sitz im Leben‘ in spätmittelhochdeutschen Lyrik-Handschriften: Mönch von Salzburg, Michel Beheim. Mit einem Ausblick auf Raimbaut de Vaqueiras, Reinhart von Westerburg und Oswald von Wolkenstein, in: Entstehung und Typen mittelalterlicher Lyrikhandschriften. Akten des Grazer Symposiums 13.–17. Oktober 1999. Hg. Anton Schwob und András Vizkelety. Bern, Berlin et al. 2001 (Jahrbuch für Internationale Germanistik. Reihe A: Kongressberichte, 52), S. 187–206; Ingrid Bennewitz-Behr, Von Falken, Trappen und Blaufüssen: Kein ornithologischer Beitrag zur Tradition des mittelhochdeutschen Falkenliedes beim Mönch von Salzburg and Heinrich von Mügeln, in: Spectrum Medii Aevi: Essays in Early German Literature in Honor of George Fenwick Jones, ed. William C. McDonald. Göppingen 1983 (GAG 362), S. 1–20. 8 Christian Schneider, Hovezuht: Literarische Hofkultur und höfisches Lebensideal um Herzog Albrecht III. von Österreich und Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg (1365–1396). Heidelberg 2008 (Beiträge zur älteren Literaturgeschichte), S. 182. Schneiders Studie erschien kurz vor der Publikation meines Aufsatzes, weswegen eine gründliche Auseinandersetzung mit seinen Thesen hier nicht mehr möglich war. Siehe meine Rezension, demnächst in Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Ein Vergleich mit den Carmina Burana hätte hier unbedingt dazugehört, während Schneiders durchaus erwägenswerterVersuch, anhand der Lieder des Mönchs und seiner Zeitgenossen in Salzburg bzw. Wien Bestätigung für die Überlegungen von Norbert Elias zum Zivilisationsprozeß zu gewinnen, am Ende irgendwie in der Luft hängen bleibt. 9 Burghart Wachinger, Mönch von Salzburg, Sp. 668. 10 Norbert Richard Wolf, Oswald von Wolkenstein und der “Mönch von Salzburg”. Überprüfung einer These, in: Oswald von Wolkenstein. Beiträge der philologisch-musikwissenschaftlichen Tagung in Neustift bei Brixen 1973, hg. Egon Kühebacher. Innsbruck 1974 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe, 1), S. 389–407. Werner Hoffmann, Tageliedkritik und Tageliedparodie in mittelhochdeutscher Zeit, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift 35, 2 (1985), S. 157–78, beurteilt das Abhängigkeitsverhältnis jedoch um einiges anders und konstatiert, dass Oswald vom Mönch einige Elemente, Bilder und sogar sprachliche Floskeln übernommen habe. 11 F. Arnold Mayer und Heinrich Rietsch, Die Mondsee-Wiener Liederhandschrift und der Mönch von Salzburg. 2 Bde. Berlin 1896 (Acta Germanica III, 4 und IV); Der Mönch von Salzburg, Die weltliche Dichtung. Übertragen von C. W. Aigner. Ausgabe der mittelalterlichen Texte von Franz Viktor Spechtler. Salzburg 1995; Die weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg: Texte und Melodien, hg. von Christoph März. Tübingen 1999 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 114), wonach ich hier zitieren werde. 12 So argumentieren bereits Mayer und Rietsch, Die Mondsee-Wiener Liederhandschrift, S. 130–145, entwickeln jedoch primär Verbindungslinien zwischen dem Mönch (Hermann) und den Liederbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts. 13 Albrecht Classen, Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Münster, New York, München und Berlin 2001 (Volksliedstudien, 1). 14 María del Carmen Balbuena Torezano, La cancíón de alba, S. 32 und 33. 15 Vorläufer wie Steinmar oder Hadlaub gab es natürlich in größerer Zahl, siehe z.B. Gesine Lübben, “Ich singe daz wir alle werden vol”. Das Steinmar-Œuvre in der Manessischen Liederhandschrift. Stuttgart 1994. 16 Dagmar Hirschberg und Hedda Ragotzky, Zum Verhältnis von Minnethematik und biographischer Realität bei Oswald von Wolkenstein: Ain anefangk (Kl. 1) und Es fügt sich (Kl. 18), in: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft 3 (1984/1985), S. 79–114. 17 Doris Sittig, Vyl wonders machet minne: das deutsche Liebeslied in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts: Versuch einer Typologie. Göppingen 1987 (GAG 465), S. 160–162. 18 Zur Langeweile siehe auch Elisabeth Schmid, Ein trojanischer Krieg gegen die Langeweile, in: Mediävistische Komparatistik. Festschrift für Franz Joself Worstbrock zum 60. Geburtstag. Hg. von Wolfgang Harms und Jan-Dirk Müller. Stuttgart und Leipzig 1997, S. 199–220. 19 Classen, Liederbücher, S. 229. 20 Sabine Christiane Brinkmann, Die deutschsprachige Pastourelle, 13.–16. Jahrhundert, Göppingen: 1986 (GAG 307), behandelt zwar die Gattungsgeschichte, berücksichtigt jedoch nicht das Œuvre des Mönchs. 21 Achim Masser, Zu den sogenannten ,Mädchenliedern‘ Walthers von der Vogelweide, in: Wirkendes Wort 39 (1989), S. 3–15. 22 Die Lieder Oswalds von Wolkenstein. Unter Mitwirkung von Walter Weiß und Notburga Wolf, hg. von Karl Kurt Klein. 3. neubearb. und erw. Aufl. Tübingen 1987 (ATB 55), Kl. 46, V. 8. Vgl. dazu: puella bella. Die Beschreibung der schönen Frau in der Minnelyrik des 12. und 13. Jahrhunderts. Hg. von Rüdiger Krüger. Stuttgart 1986 (Helfant Texte, T 6), S. 138–156; Krüger bezieht sich aber ebenfalls nicht auf den Mönch. Mayer und Rietsch, Die Mondsee-Wiener Liederhandschrift, S. 147, haben bereits auf die bildliche Parallele hingewiesen. 23 Vgl. dazu das Lied “Jv, ich iag nacht vnd tag” (W 31), wo die körperliche Beschreibung noch ausführlicher ausfällt. Der Sänger spricht besonders seine Dankbarkeit gegenüber der Natur dafür aus, mit der Dame ein solches unnachahmliches Kunstwerk geschaffen zu haben (E2, 45–46). 24 Christian Schneider, Hovezuht, S. 169. 25 Schneider, Hovezuht, S. 177–182. 26 Es ist unklar, wieso María del Carmen Balbuena Torezano, La canción de alba, bei ihrer Untersuchung gerade dieses Lied ausgelassen hat. Vielleicht liegt es schlicht daran, dass sie nicht die historisch-kritische Edition von Christoph März, 1999, konsultiert hat. 27 C. Stephen Jaeger, The Origins of Courtliness. Civilizing Trends and the Formation of Courtly Ideals 939–1210. Philadelphia 1985 (The Middle Ages Series), S. 9–16. 28 Siehe z.B. Walter Blank, Der Melancholikertypus in mittelalterlichen Texten, Mittelalterliche Menschenbilder, hg. von Martina Neumeyer. Regensburg 2000 (Eichstätter Kolloquium, 8), S. 119–145; siehe auch Horst Wenzel, Melancholie und Inspiration. Walter von der Vogelweide L. 8, 4ff.. Zur Entwicklung des europäischen Dichterbildes, in: Walther von der Vogelweide. Beiträge zu Leben und Werk. Hg. von Hans-Dieter Mück. Stuttgart 1989 (Kulturwissenschaftliche Bibliothek, 1), S. 133–153. 29 Für das Auftreten dieses Motivs in der deutschen Literatur des 15. Jahrhunderts siehe Horst Brunner, Das deutsche Liebeslied um 1400, in: Gesammelte Vorträge der 600-Jahrfeier Oswalds von Wolkenstein. Seis am Schlern 1977, hg. Hans-Dieter Mück und Ulrich Müller. Göppingen 1978 (GAG 206), S. 105–146, hier S. 136. Für das gleiche Phänomen in der okzitanischen Dichtung siehe Sara Kay, The Contradictions of Courtly Love and the Origins of Courtly Poetry: The Evidence of the Lauzengiers, in: Journal of Medieval and Renaissance Studies 26, 2 (1996), S. 209–253. 30 Susan E. Phillips, Transforming Talk: The Problem with Gossip in Late Medieval England. University Park, PA, 2007. Vgl. dazu die Beiträge in: Fama. The Politics of Talk and Reputation in Medieval Europe. Hg. Thelma Fenster und Daniel Lord Smail. Ithaca, NY, und London 2003. 31 Vgl. dazu Christian Schneider, Hovezuht, S. 170–175. 32 Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Hg. von Carl von Kraus und Gisela Kornrumpf. Bd. I. Tübingen 1952/1958; 2. Aufl. 1978, S. 12–13; vgl. dazu u.a. Franz J. Worstbrock, Das ,Kindheitslied‘ des Wilden Alexander: Zur Poetik allegorischen Dichtens im deutschen Spätmittelalter, in: Festschrift für Kurt Ruh. Medium aevum deutsch. Hg. Dieter Huschenbett et al. Tübingen 1979, S. 447–465. Zur Kindheit siehe jetzt: Childhood in the Middle Ages and the Renaissance. The Results of a Paradigm Shift in the History of Mentality, ed. Albrecht Classen. Berlin und New York 2005, S. 31–32. 33 Doris Sittig, Vyl wonders machet minne, S. 205. 34 Christoph März, Hg., Die weltlichen Lieder, S. 431. 35 Vgl. dazu Doris Sittig, Vyl wonders machet minne, S. 68. 36 Vgl. dazu A. C. Spearing, The Medieval Poet as Voyeur: Looking and Listening in Medieval Love Narratives. Cambridge und New York 1993. 37 Stephen J. Kaplowitt, The Ennobling Power of Love in the Medieval German Lyric. Chapel Hill und London 1986 (University of North Carolina Studies in the Germanic Languages and Literatures, 106), S. 183: “Most noticeable of these [themes] is the pervasiveness of the general mood of despair and hopelessness dominating the major category of songs, the laments of unrequited love.” 38 Damit ergibt sich zugleich eine fast explizite Ablehnung der allegorischen Darstellung von Liebe im großen Roman de la rose, zuerst von Guillaume de Lorris (ca. 1230), dann von Jean de Meun (ca. 1270) verfasst, ohne dass sich sagen ließe, ob der Mönch Kenntnis von diesem Roman gehabt haben könnte. Vgl. dazu meine Studie: Hugo von Montfort – a Reader of the Roman de la Rose?, in: Monatshefte 83, 4 (1991), S. 414–432. 39 Arne Holtorf, Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden Mittelalters. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Neujahrsbrauchtums in Deutschland. Göppingen 1973 (GAG 20). 40 Hermann Apfelböck, Tradition und Gattungsbewußtsein im deutschen Leich. Ein Beitrag zur Gattungsgeschichte mittelalterlicher musikalischer “discordia”. Tübingen 1991 (Hermaea. Germanistische Forschungen, Neue Folge, 62), S. 147–148; siehe dazu zusammenfassend Christoph März, Hg., Die weltlichen Lieder, S. 479–480. Eine wichtige Rolle spielte auch die Frage, ob der Mönch hier eine Parodie auf Heinrichs von Mügeln “Lied von den Komplexionen” gestaltet habe, was einesteils sowieso schon zurückgewiesen worden ist, anderenteils für unseren Ansatz keine Bedeutung besitzt. 41 Werner Marold, Kommentar zu den Liedern Oswalds von Wolkenstein, bearbeitet und hg. von Alan Robertshaw. Innsbruck 1995 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe, 52), S. 71–72; siehe dazu Albrecht Classen, Zur Rezeption norditalienischer Kultur des Trecento im Werk Oswalds von Wolkenstein (1376/77–1445). Göppingen 1987 (GAG 471), S. 241–251. 42 Christoph Petzsch, Tannhäusers Lied IX in C und im cgm 4997. Adynatonkatalog und Vortragsformen, in: Euphorion 75 (1981), S. 303–324. Tannhäuser, Die lyrischen Gedichte der Handschriften C und J. Abbildungen und Materialien zur gesamten Überlieferung der Texte und ihrer Wirkungsgeschichte und zu den Melodien. Hg. von Helmut Lomnitzer und Ulrich Müller. Göppingen 1973 (Litterae, 13), S. 40. 43 Albrecht Classen, Liederrepertoire and Themenvielfalt: Vom didaktisch-religiösen Liedgut zum Liebes- und Trinklied. Die Begegnung zwischen dem hohen Mittelalter und dem sechzehnten Jahrhundert: die Carmina Burana und Georg Forsters Liederbücher, demnächst in: Jahrbuch des Deutschen Volksliedarchivs, Lied und populäre Kultur 52 (2007), S. 53–82. 44 Bernd Prätorius, “Liebe hat es so befohlen”. Die Liebe im Lied der Frühen Neuzeit. Köln, Weimar und Wien 2004 (Europäische Kulturstudien, 16), S. 35–36. 45 Für die Gattungsgeschichte siehe Jens Köhler, Der Wechsel. Textstruktur und Funktion einer mittelhochdeutschen Liedgattung. Heidelberg 1997 (Beiträge zur älteren Literaturgeschichte); er beschränkt sich jedoch auf die Zeit bis zum späten 13. Jahrhundert. 46 Christoph März, Hg., Die weltlichen Lieder, S. 504–505. 47 Mauritius von CraÛn, hg. Heimo Reinitzer. Tübingen 2000 (Altdeutsche Textbibliothek, 113), V. 535–585. 48 Die hohe Bekanntheit rührt daher, dass die dritte Strophe mit einem Hinweis auf “mir pilgrim her gen Senenstat” (10) und einer Datumsangabe schließt (11–12: 1392). Vgl. dazu Christoph März, Hg., Die weltlichen Lieder, S. 391–392. 49 Albrecht Classen, Der Liebes- und Ehediskurs vom hohen Mittelalter bis zum frühen 17. Jahrhundert. Münster, New York, München und Berlin 2005 (Volksliedstudien, 5), S. 272–276. 50 Franz Viktor Spechtler, Mönch von Salzburg, in: Neue deutsche Biographie. Bd. 17. Berlin 1994, S. 657–658, hier 658.
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