Artigo Revisado por pares

Mucius Scaevola och Marcus Curtius på en stenrelief från Norra Smedjegatan i Stockholm

1975; Taylor & Francis; Volume: 44; Issue: 3-4 Linguagem: Alemão

10.1080/00233607508603863

ISSN

1651-2294

Autores

Fredric Bedoire,

Tópico(s)

Historical and Archaeological Studies

Resumo

Zusammenfassung Mucius Scaevola und Marcus Curtius auf einem Steinrelief aus Narra Smedjegatan in Stockholm Beim Abbruch eines Hauses im Stockholmer Stadtteil Norr‐malm kam ein sekundär eingemauertes Relief aus grauem got‐ländischem Sandstein, 133×37 cm, zutage, das zwei Figuren‐szenen in ornamentalem Rahmen trägt: links den Opfertod des Marcus Curtius, rechts die Tapferkeit des Mucius Scaevola. Die längliche Form des Steins und das Vorkommen des Feuers in beiden Szenen deuten darauf, dass er einst als Kaminsturz gemeisselt worden ist. Stil und handwerkliche Ausführung lassen an den Kreis niederländischer und deutscher Steinbildhauer in Stockholm vor der Mitte des 17. Jhs. denken, aus dem Jost Henne und Johan Wendel Stamm hervorragten. Die Geschichten von Mucius Scaevola und Marcus Curtius stehen bei Livius und anderen antiken Schriftstellern. In der Renaissance und im Barock waren sie beliebt als Beispiele vaterländischen Heldentums und Gerechtigkeit. Mucius wollte den fremden König Porsenna, welcher Rom belagerte, umbringen, verfehlte aber sein Ziel und wurde ge‐fangen vor den König geführt; er legte selber seine Hand ins Feuer, um dem Bedroher Roms zu zeigen, dass römische Männer keine Gefahr und keinen Schmerz im Kampf gegen ihn scheuten. Marcus stürzte sich in einem Rom bedrohenden Erdriss, damit dieser sich, gemäss einem Orakel, wieder schliessen sollte. Es gab viele Ausgaben des Livius, im Original und Über‐setzungen, auch illustrierte. Eine solche erschien in Frankfurt am Main 1568 (mit mehreren Auflagen), mit Holzschnitten von Jost Ammann nach Zeichnungen von Johannes Boxberger d.J. Das Relief des Marcus Curtius geht auf dieses Buch als Vorlage zurück. — Für den Mucius Scaevola hat der Bildhauer sich an einem Stich von Georg Pencz gehalten. Es ist aber zu be‐merken, dass das dramatische Geschehen auf dem Stockhol‐mer Stein besser herauskommt als in den Vorlagen. Die beiden Motive wurden, neben anderen rōmischen Sagen‐motiven, gern an und in Rathäusern und Gerichtssälen der Länder nördlich der Alpen angebracht. Die Oberschicht der Renaissance identifizierte sich mit der des alten Rom. An den Höfen diente die römische Geschichte als Fürstenspiegel. Nach dem Muster etwa Friedrichs des Weisen in Wittenberg oder Wilhelms IV. in München Hess Gustav Vasa eine Reihe von Wandmalereien mit der Geschichte der Römerin Virginia in Gripsholm ausführen (nur in Kopien erhalten). Mucius Scae‐vola erscheint auch auf einem der Prunkschwerter König Gustavs, vielleicht mit dem Sinn, das Mucius — oder Gustav ‐das Vaterland gegen einen Eindringling — den Dänenkönig — ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen verteidigt. Späterhin kamen die römischen Motive oft als Fassaden‐und Interieurschmuck in Schweden vor, auch wenn nur wenige Reste davon erhalten sind. Jacob De la Gardie bestellte für seinen Stockholmer Palast Makalös in den 1630er Jahren sechs Statuen, die auf dem Dach stehen sollten, darunter auch einen Mucius Scaevola. Jost Henne führte für einen Kamin des gleichen Palastes einen Marcus Curtius 1641–44 aus. Diese Arbeiten sind verloren, ebenso wie die Kamine "mit Bildern und Historien aus Alabaster”, die Henne 1634–35 für das Stockholmer Schloss schuf. Das Grundstück, auf dem das 1971 abgerissene Haus stand, war seit etwa 1640 und bis in die 1720‐er Jahre im Besitz von Steinbildhauern. Als erster ist Tynnes Pedersson Lemborch 1646 bezeugt, den Kaspar Panten 1624 aus den Niederlanden an das Stockholmer Schloss geholt hatte. 1640–43 arbeitete er an St. Gertrud, der Kirche der Deutschen, vermutlich unter dem Aldermann der Steinbildhauer Jost Henne, der mit dem Süd portal der Kirche beschäftigt war. 1645–47 war Lemborch bei dem Nachfolger Hennes, Johan Wendel Stamm, tätig. Die Stockholmer Arbeiten, die man Stamm zuweisen kann, zeigen aber keine besondere Übereinstimmung mit unserem Kamin‐sturz. Tynnes Lemborch ist nur ein Name in den Archivalien; man kann keine bestimmten Arbeiten mit ihm verbinden. Nur wenige vergleichbare Stücke der schwedischen Bild‐hauerei jener Zeit sind erhalten, und am ehesten kann man noch Reliefs mit der Auferstehung Christi an Epitaphien und Grabmälern heranziehen u.a. das Snakenborgsche Epitaphium in der Kirche von Värmdö aus den 1640er Jahren, von un‐bekannter Hand und in einigen Zügen mit unserem Kamin‐sturz verwandt). Zwischen den beiden Reliefszenen sitzt ein leeres Feld für ein Wappen oder eine Inschrift. Vielleicht ist der Stein nie fertig geworden; vielleicht ist der Sprung, der ihn verunziert, schon in der Werkstatt entstanden; vielleicht hielt der Bildhauer ein Lager mit fertigen Reliefs, aber konnte diesen Kamin nicht verkaufen, weil sein Stil nach 1650 unmodern geworden war, so dass der Stein im Hause blieb . . .

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