Wertigkeit der subjektiven Einschätzung der Thoraxverletzungsschwere durch den Notarzt
2002; Springer Nature; Linguagem: Alemão
10.1007/978-3-642-55715-6_360
ISSN1432-9336
AutoresM. Aufmkolk, Steffen Ruchholtz, D. Nast‐Kolb,
Tópico(s)Cardiac Arrest and Resuscitation
ResumoDie Einschätzung der Thoraxverletzungsschwere am Einsatzort stellt aufgrund eingeschränkter Untersuchungsmöglichkeiten ein Problem dar. Das Einschätzen der Verletzungsschwere führt jedoch zu weitreichenden therapeutische Konsequenzen, wie z.B. die Anlage einer Thorax-Drainage oder die Intubation. Um die Qualität der subjektiven Einschätzung zu prüfen, wurde diese mit der objektiven Verletzungsschwere im abbreviated injury scale (AIS) des Thorax verglichen. Material und Methodik: Retrospektiv wurden aus der Datenbank der AG Polytrauma der DGU Patienten mit Angaben zur subjektiven Einschätzung des Thoraxtrauma durch den Notarzt ausgewählt, wobei die Verletzungsschwere des Thorax in 4 Kategorien (kein, leichtes, mittleres und schweres Thoraxtrauma) beurteilt wurde. Als objektives Kriterium der Verletzungsschwere des Thorax wurde der AIS Thorax bei Entlassung aus der stationären Behandlung gewertet und zum besseren Vergleich mit der subjektiven Einschätzung in ebenfalls 4 Kategorien (AIS 0: kein, AIS 1–2: leichtes, AIS 3 mittelschweres, AIS ≥ 4 schweres Thoraxtrauma) eingeteilt. Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 2392 Patienten die Einschlusskriterien. 73% der Patienten waren Männer. Das mittlere Alter betrug 38 ± 1 y und die mittlere Verletzungs schwere 27 ± 1 Punkte im Injury severity score. 428 Patienten (18%) verstarben. Der Notarzt schätzte das Thoraxtrauma wie folgt ein: kein Trauma n = 878 (37%), leicht n = 372 Patienten (16%), mittel n = 616 Patienten (26%), schwer n = 526 Patienten (22%). Die Verletzungs schwere wurde im AIS wie folgt ermittelt: AIS0:n = 988 (41%), AIS 1—2: n = 242 (10%), AIS 3: n = 414 (.17%) und AIS >3:748(31%). Korrekt eingeschätzt wurde das fehlende Thoraxtrauma in 69% (n = 601), das leichte in 16% (n = 59), das mittlere in 27% (n = 167) und das schwere Thoraxtrauma in 65% (n = 343). Ein schweres Thoraxtrauma (AIS > 3) wurde in 11% (n = 99) bei vermutet fehlendem, in 15% (n = 54) bei leichtem und in 41% (n = 252) bei mittlerem Thoraxtrauma übersehen. Umgekehrt lag in 14% (n = 72) bei vermutetem schwerem Thoraxtrauma, bzw. in 19% (n = 114) bei vermutetem mittlerem Thoraxtrauma, kein Thoraxtrauma vor. Zur Therapie des Thoraxtraumas wurde bei 235 Patienten die Indikation zur Thorax-Drainage durch den Notarzt gestellt. Dabei lag tatsächlich in 91% (n = 214) ein mittleres bis schweres Thoraxtrauma (AIS ≥ 3) vor. Jedoch wurde bei 16 Patienten eine Drainage gelegt, obwohl die tatsächliche Verletzungschwere im AIS bei 0 (n = 10) bzw. AIS 1–2 (n = 6) lag. Bei 65 Patienten ohne bzw. leichtem Thoraxtrauma laut Notarzt lag tatsächlich ein AIS von 4 oder mehr Punkten vor und eine Thorax-Drainage wurde dann im Schockraum angelegt. Von diesen Patienten verstarben 19 (30 %). Diskussion: Die subjektive Einschätzung der Thoraxverletzungsschwere korreliert nur für die Pole des Verletzungsspektrums (kein/ schweres Trauma) mit der tatsächlichen Verletzungsschwere. Ca. 25% der Verletzungen werden unter- bzw. überschätzt. Damit wird die Indikationsstellung zur Durchführung invasiver Therapiemaßnahmen nur aufgrund einer Verdachtsdiagnose schwierig, sofern keine konkreten Funktionsstörungen vorliegen.
Referência(s)