Der Baumweißling Aporia crataegi (L.) (Lep., Pieridae) und sein Massenwechsel
1962; Wiley; Volume: 50; Issue: 1-4 Linguagem: Alemão
10.1111/j.1439-0418.1962.tb04423.x
ISSN0044-2240
Autores Tópico(s)Lepidoptera: Biology and Taxonomy
ResumoZusammenfassung Im nördlichen Teil der Oberrheinischen Tiefebene hat in der Kriegs‐ und Nachkriegszeit eine Gradation von Aporia crataegi (L.) stattgefunden mit Maxima in den Jahren 1938– 1940 und 1953– 1954. Zwischen den Maxima war das Auftreten geringer, doch war immer Befall vorhanden. 1956– 1958 ging die Population so stark zurück, daß zuletzt keine Tiere mehr nachzuweisen waren. Befallszentren befanden sich zwischen Bingen und Mainz (Ingelheim) und südlich von Oppenheim/Rhein. Während der zweiten Hauptvermehrungsperiode bildeten sich weitere Befallszentren bei Heidelberg und in Baden aus. Die Raupen verließen in den ersten Apriltagen ihre Winternester und verpuppten sich etwa Mitte Mai. Anfang Juni erschienen die Falter, welche etwa eine Woche später mit der Eiablage begannen. Die Flugzeit dauerte etwa bis Ende Juni. Im Juli schlüpften die Jungraupen, welche Ende August die Winternester anfertigten. Einzelheiten über Wachstum der Raupen, Kopulationsverhalten der Falter, Eigelege und über Anlage der Winternester werden mitgeteilt. Der Wirtspflanzenkreis wurde durch Fütterungsversuche festgestellt. Er beschränkt sich auf verholzte Rosaceen. Eiablage an anderen Pflanzen erfolgt wohl nur als Fehlleistung. Der Baumweißling ist fast über die ganze paläarktische Region verbreitet, doch liegen seine Hauptvermehrungsgebiete in Mittel‐, Ost‐ und Südosteuropa. In Mitteleuropa wurden die meisten Massenvermehrungen in Gebieten mit warmem Sommerklima beobachtet. Dementsprechend ist auch die Gradation in Südwestdeutschland eventuell vom Wetter beeinflußt worden, da ihr Höhepunkt bei Oppenheim 1953/54 am Ende einer Periode lag, in der acht aufeinanderfolgende Generationen im Sommer überdurchschnittlich warmes und sonniges Wetter erlebt hatten. Der Zusammenbruch fiel etwa mit dem Eintritt kühlerer und sonnenärmerer Sommer zusammen. Diese Angaben gelten insbesondere auch für die Flugzeit der Falter. Die Hauptvermehrungsgebiete Ingelheim und Oppenheim sind durch sandigen Boden gekennzeichnet. In Baden fand die Vermehrung hauptsächlich auf Schotterböden statt. Auch einige Gebiete früheren Massenauftretens scheinen durch leichten Boden ausgezeichnet zu sein, doch ist der eindeutige Nachweis nachträglich nur selten möglich. Als Massenwechselfaktoren haben Bakterien und Pilze bei der untersuchten Gradation keine, Mikrosporidien eine geringe Bedeutung gehabt. Großen Einfluß hatte eine Polyedervirose ( Borrelina aporiae Kr. u. La.), welche in einigen Zentren seuchenartig ausbrach und sich von dort ausbreitete. Mit Unterstützung des Wetters und direkter Bekämpfungsmaßnahmen hat sie in etwa 2 Jahren das Massenauftreten beendet. Eine Anzahl von Raupen‐ und Puppenparasiten, die zu den Braconiden, Ichneumoniden, Chalcididen und Tachiniden gehören, hatte unterschiedliche Bedeutung. Von einigen wurde die Biologie untersucht. Sie alle brauchen offenbar zur Vollendung ihres jährlichen Entwicklungszyklus weitere Wirte. Während früher der Massenwechsel des Baumweißlings teilweise auf Massenwanderungen der Falter zurückgeführt wurde, sind die Tiere nach unseren Beobachtungen größtenteils sehr ortsstet. Zur Erklärung des auffallenden Massenwechsels von A. crataegi sind wahrscheinlich Wettereinwirkungen heranzuziehen, welche sich wegen sehr synchronen Ablaufs der Entwicklung des Schädlings besonders auswirken können und deren Folgen durch den besonderen Charakter seiner Parasiten verstärkt werden. Der Zusammenbruch der Massenvermehrung scheint auch in früheren Fällen oft durch seuchenartigen Ausbruch einer Polyedervirose erfolgt zu sein.
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