Kleinräumige Prävalenzunterschiede von Atemwegserkrankungen bei Kindern: Grenzen der Erkenntnismöglichkeiten einer von Eltern angeregten Studie
2006; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 68; Issue: 12 Linguagem: Alemão
10.1055/s-2006-927208
ISSN1439-4421
AutoresGabriele Bolte, G. Büchele, U Schwegler, E Roscher, Andreas Zapf, Manfred Wildner, Hermann Fromme,
Tópico(s)Indoor Air Quality and Microbial Exposure
ResumoZiel: Das Ziel der Studie war die systematische und standardisierte Erhebung der Prävalenz von Atemwegserkrankungen bei Kindern in einem ländlichen Gebiet in Bayern, um zu klären, ob ein Erkrankungs-Cluster vorliegt. Anlass für die Untersuchung waren Berichte einer Elterninitiative über eine Häufung von Erkrankungen, für die ein Zusammenhang mit einer erhöhten Luftschadstoffbelastung durch benachbarte Betriebe und den damit verbundenen Kraftfahrzeugverkehr vermutet wurde. Methoden: Es wurde eine schriftliche Befragung der Eltern aller Kinder in den Ortschaften, die von der Elterninitiative als betroffene Region benannt worden waren (Kerngebiet), und der Eltern von Kindern im Alter von 6 - 7 oder 13 - 14 Jahren in benachbarten Ortschaften (Vergleichsgebiet) durchgeführt. In der bivariaten Analyse wurden Prävalenzunterschiede zwischen dem Kern- und dem Vergleichsgebiet mittels χ2-Test analysiert. In der multivariaten Analyse wurden mittels logistischer Regression Confounder-adjustierte Odds Ratios mit 95 %-Konfidenzintervallen berechnet. Zur Berücksichtigung möglicher familiärer Cluster wurden zusätzlich GLM-Modelle („generalized linear mixed models”) verwendet. Ergebnisse: Die Teilnahmerate war eher gering (insgesamt 46 %, Kerngebiet 53 %, Vergleichsgebiet 34 %). Die Studienpopulation umfasste 121 Mädchen und 141 Jungen. Der kleinräumige Prävalenzvergleich zwischen Kern- und Vergleichsgebiet ergab ein Muster höherer Prävalenzen von Husten, Asthmasymptomatik und Atemwegserkrankungen mit hauptsächlich infektiöser Ursache bei Kindern im Kerngebiet. Statistische Signifikanz war jedoch nur bei wenigen Zielvariablen gegeben. Es bestanden keine systematischen Unterschiede bei allergischer Rhinitis und atopischer Dermatitis. Ein Selektionsbias durch unterschiedliche Teilnahmeraten im Kern- und Vergleichsgebiet und ein Informationsbias durch die vorangegangene intensive öffentliche Auseinandersetzung konnten nicht ausgeschlossen werden. Der externe Prävalenzvergleich mit Daten epidemiologischer Studien in Deutschland zeigte keine systematisch erhöhten Prävalenzen für Symptome und Arztdiagnosen von Atemwegserkrankungen sowohl bei Kindern aus dem gesamten Untersuchungsgebiet als auch bei Kindern nur aus dem Kerngebiet. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt beispielhaft die Grenzen der Erkenntnismöglichkeiten einer kleinräumigen Untersuchung auf Wunsch der Bevölkerung zur Abklärung eines vermuteten, umweltbedingten Erkrankungs-Clusters auf. Der Vergleich regionaler Prävalenzdaten mit Prävalenzdaten anderer epidemiologischer Studien kann schon im Vorfeld zur Entscheidungsfindung beitragen, ob eine vertiefende Studie mit umfassender Erhebung der individuellen Exposition gerechtfertigt ist.
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