Zehn Fälle von Atemliihmung mit dem Barospirator behandelt 1
1932; Wiley; Volume: 79; Issue: 1-2 Linguagem: Alemão
10.1111/j.0954-6820.1932.tb09364.x
ISSN0001-6101
Autores Tópico(s)Respiratory Support and Mechanisms
ResumoZusammenfassung. Nach einem kurzen Bericht über das Barospiratorprinzip, über Enghoffs experimentelle Erprobung des Barospirators und über die zehn vorher in der Literatur vorkommenden Fälle von Barospiratorbehandlung sowie nach einem Überblick über die allgemeinen Indikationen der Barospiratorbehandlung teilt Verf. wei‐tere zehn Fälle aus der Medizinischen Klinik in Lund mit, die in dem für den klinischen Gebrauch bestimmten Apparat (der ausser für den liegenden Patienten noch für zwei weitere Personen Platz bietet) der Barospiratorbehandlung unterzogen worden waren. Die Barospiratorbehandlung in den einzelnen Fällen wird einer eingehenden Erörterung unterzogen. Im Gegensatz zu alien anderen Methoden artifizieller Respiration ventiliert der Barospirator die Lungen ohne Änderungen in deren Volumen, durch »Atmung ohne Atembewegungen». In einer geschlossenen Kammer werden rhythmische Luftdruckvariationen hervorgerufen, die gleichmässig auf den ganzen Organismus des frei in ihr befindlichen Patienten einwirken. Sie treffen also das Innere der Lunge über die Atemwege, wenn kein Hindernis vorliegt, gleichzeitig und ebenso stark wie die Körperoberfläche. Die Druckvariationen können also keinen Druckunterschied zwischen dem Innern der Lungen und der Körperoberfläche mit konsekutiver Volumveränderung von Lungen und Brustkorb hervorrufen, sondern die Luftverdichtung resp. Luftverdünnung bei den Druckvariationen muss sich auch für die Luft im Luftraum der Lunge direkt geltend machen, sie erneuern und dadurch die Lungen ventilieren. Ein Hindernis in den Atemwegen kann Druckunterschiede und Brustkorbbewegungen hervorrufen, die dann die ventilatorische Wirkung des Barospirators herabsetzen werden. In den mitgeteilten zehn Fällen sind keine solchen Bewegungen von Belang vorgekommen. Enghoff hat experimentell gezeigt, dass für Erwachsene eine Barospiratorventilation von der Frequenz 25 per Min. und der Durchschnittsdruckamplitude ± 55 mm Hg am wirksamsten ist, welche Kombination mit wenigen und bedeutungslosen Ausnahmen in sämtlichen vom Verf. mitgeteilten Fällen angewendet wurde. Diese Kombination kann nicht nur eine zufriedenstellende Ventilation, sondern auch eine Hyperventilation hervorrufen, eliminiert aber gleichwohl bei normal fungierendem Atemmechanismus nur in Ausnahmefälien die Spontanatmung. Der Barospirator hat im Material des Verf. asphyktischen Atemstillstand in einem Fall rein anoxämischen Ursprungs sowie in zwei Fällen anfänglich toxischen Ursprungs beseitigt. In zwei Fällen hat die Behandlung für stundenlange Perioden, in einem Falle für einige Minuten Apnöe hervorgerufen, und in einem wei‐teren Fall ist es wahrscheinlich, dass einmal Apnöe eintrat. Atmungsstillstand ist weiter in einem Falle nur für eine Minute und in einem Fall durch eine Ursache vorgekommen, die der ventilatorischen Therapie nicht zugänglich ist. Die allgemeine Indikation für Barospiratorbehandlung ist ein durch die Spontanatmung nicht zufriedengestellter Ventilations‐bedarf. Ein solcher stellt sich stets bei Atmungsstillstand ein und kommt ausserdem bei Herabsetzung der Ventilation vor. Verf. erörtert den patho‐physiologischen Verlauf bei Herabsetzung der Ventilation und hebt die Gefahr anoxämisch bulbären Atemstillstandes hervor. Zwecks Beurteilung der ventilatorischen Wirkung ist versucht, auf Basis aller bekannten Tatsachen über die Fälle zu ermitteln, welche Zustände im Barospirator zur Behandlung kamen, und welche Einwirkung die Behandlung auf diese Zustände hatte. Wegen Mangels an Detailuntersuchungen wird der ventilatorische Effekt des Barospirators nach der Verminderung der durch die Ventilationsherabsetzung hervorgerufenen anoxämischen Symptome beurteilt. Die Mitteilung umfasst zwei Vergiftungsfälle sowie acht Fälle von organischen Nervenkrankheiten. Die beiden Intoxikations‐fälle waren durch Gifte hervorgerufen, die zentralen bulbären Atmungsstillstand verursachen können. Ein solcher trat in beiden Fällen ein und veranlasste Barospiratorbehandlung, welche die Spontanventilation zufriedenstellend ersetzte, bis sie deren Rückkehr ermöglichte. Im Falle 10 wiederholte sich diese Wirkung dreimal, wodurch die Wiederherstellung der körperlichen Gesund‐heit bei der Patientin erreicht wurde. Im Falle 6 trat durch Bronchopneumonien bei einer Temp. von 41.8° Exitus ein, jedoch erst 46 Stunden nach Abschluss der durch den toxischen Atemstillstand veranlassten Barospiratorbehandlung. Von den acht Nervenfällen geben zwei keinen Aufschluss über die Wirksamkeit der Barospiratorbehandlung, Fall 8 wegen rascher Wiederkehr der Spontanatmung, Fall 7 wegen zu mangelhafter Beschreibung. Vier Nervenfälle wurden ohne störende Lungenkomplikationen behandelt, davon 3 von Poliomyelitis mit spinalen Atemmuskellähmungen, die eine Herabsetzung der Ventilation und Anoxämie verursachten (Fall 1, 2 und 4). Im Falle 1 fübrte die Anoxämie 2mal zu Atemstillstand, wurde aber dann durch Barospiratorbehandlung so wirkungsvoll behoben, dass Spontanatmung und Bewusstsein zurückkehrten und die Behandlung für stunden‐lange Perioden entbehrt werden konnte. Im Falle 2, bei dem man es aber nicht zu Atmungsstillstand kommen liess, wurde eine ähnliche Linderung der Anoxämie erreicht. Diese beiden Patienten starben trotz Barospiratorbehandlung an akuter Poliomyelitis. Der Exitus trat in beiden Fällen unter Zeichen von Zirkulationsstörung ein, die am besten als nervös bedingt zu erklären sind, nämlich durch die fortschreitende Poliomyelitis mit Ausbreitung auf den Bulbus. Im Falle 4 trat wiederholte Male eine maximale Barospiratorwirkung in langen Perioden von Apnöe auf. Pat. überlebte mit Hilfe des Barospirators ihre akute Poliomyelitis trotz zeitweise sehr schwerer Atemlähmung. 1½ Jahre danach starb Pat. an Pneumonie, wobei auf ihren Wunsch gegen die Dyspnöe des Endstadiums der Barospirator zu Hilfe gezogen wurde. Im Falle 9 bewirkte der Barospirator 6 Stunden lang zufriedenstellende Ventilation bei Atemstillstand, bis dessen Ursache, eine Blutung aus der Arteria meningea media, trotzdem den Exitus herbeiführte. Bei zwei von den mit dem Barospirator behandelten Nervenfällen war eine Komplikation durch Lungenaffektionen vorhanden, die Behandlung gab aber gleichwohl einen augenfälligen ventilatorischen Effekt. Fall 3, Poliomyelitis, starb an Bronchopneumonie mit einer Temp. von 41.2°. Fall 5, Encephalitis lethargica, hatte gleichfalls letalen Ausgang, nachdem zu den schweren Manifestationen des Grundleidens Bronchitis und hypostatische Pneumonie hinzugetreten waren. Der Barospirator hat also in alien Fällen, ausser zweien, wo sich seine Wirksamheit nicht beurteilen lässt, eine augenfällige ventilatorische Wirkung gezeigt und die Spontanatmung so zufriedenstellend zu ersetzen vermocht, dass Störungen in ihr niemals den Tod herbeiführten. In letalen Fällen konnte immer eine von der Ventilation unabhängige Todesursache nachgewiesen werden. Bei näherer Analyse geben die zehn Fälle keine Veranlassung für die Annahme, dass die Barospiratorbehandlung mit einem besonderen Risiko der Entstehung einer Luftwegsinfektion verbunden wäre. Ebensowenig gibt das Material trotz der in alien Fällen — selbst bei Lungenkomplikationen — nachweisbaren günstigen Wirkungen der Barospiratorbehandlung Anhaltspunkte dafür, dass die Gefahr einer Luftwegsinfektion oder der verhängnisvollen Entwicklung einer solchen durch die Barospiratorbehandlung vermindert würde. Auf die Zirkulation zurückzuführende Veränderungen in direktem Zusammenhang mit der Barospiratorbehandlung kamen in fünf von den Fällen vor; regelmässig machte sich beim Einsetzen der Behandlung eine Besserung, bei ihrer Unterbrechung eine Verschlechterung geltend. Diese Veränderungen erwiesen sich als in hohem Grade unabhängig vom Vorkommen von Atembewegungen, zeigten aber deutlichen Zusammenhang mit dem Vorkommen von Zyanose resp. deren Beseitigung durch die Barospiratorbehandlung. Von subjektiven Beschwerden kamen während der mitgeteilten Barospiratorbehandlungen nur zwei, schon früher bekannte vor: Beschwerden von den Ohren sowie Schwindelgefühl, die ebensowenig wie in dem früheren experimentellen Material besondere Massnahmen erforderlich machten. Der Barospirator hot ausserordentlich grosse Möglichkeiten für Massnahmen zur Wartung, Behandlung und Dntersuchung der Patienten und dürfte in dieser Beziehung jede andere bisher vor‐gebrachte Methode artifizieller Respiration übertreffen. In keinem von den zehn Fällen waren irgendwelche schädliche Einwirhungen der Barospiratorbehandlung nachweisbar.
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