Das Gedicht an sich. Paul Flemings Trostsonett
2002; Johns Hopkins University Press; Volume: 117; Issue: 3 Linguagem: Alemão
10.1353/mln.2002.0037
ISSN1080-6598
Autores Tópico(s)German Literature and Culture Studies
ResumoWas beim Verstehen eines Textes passiert, läßt sich beschreiben. Die kognitive Arbeit des Lesers ist als Rezeptionsakt theoretisierbar. Was aber eine Lektüre an Affekten hervorbringt, kann die Wirkungsgeschichte immer nur an empirischen Daten ablesen. Die mögen banal sein oder radikal, von einer Steigerung der Verkaufszahlen etwa bis hin zum Extremfall des Werther-Selbstmords. In jedem Fall sind es äußere Zeichen dessen, was als inneres Gefühl beim Lesen entsteht. Selbst dann noch, wenn ein Leser seinen Empfindungen schriftlichen Ausdruck gibt, tut er das mithilfe eines geregelten Codes, der die Turbulenzen der Begeisterung oder des Abscheus fixiert. Die Tiefe der subjektiven Bewegung, die eine Lektüre hervorrufen kann, wird daher nicht auszuloten sein. Sie ist paradoxerweise das stumme Geheimnis, welches der Text mit seinen Lesern teilt, und begleitet als unbekannte Größe das historische Wechselspiel der literarischen Wirkung. Wieviel Trost das folgende Gedicht im Lauf von 360 Jahren seinen Lesern tatsächlich geschenkt hat, bleibt deshalb vollkommen rätselhaft:
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