Artigo Revisado por pares

Die Wehrbauten Von Ghor (Afghanistan)

1982; Brill; Volume: 22; Issue: 1-4 Linguagem: Alemão

10.1163/157006082x00056

ISSN

1570-0607

Autores

Werner Herberg,

Tópico(s)

Politics and Conflicts in Afghanistan, Pakistan, and Middle East

Resumo

Abstract Die Tallandschaften Ghors waren gewöhnlich durch freistehende turmartige Wehrbauten in relativ regelmäßigen Abständen befestigt. Die Bauwerke waren nicht durch Mauern verbunden, wiesen aber manchmal kleine turmverstärkte Hofgevierte auf und hatten oft Wachttürme in ihrer näheren Umgebung. In der Mehrzahl können die Grundrisse der Wehrbauten mit einfachen geometrischen Figuren umschrieben werden. Erstaunlich gering ist die Zahl der Grundriß-varianten : Grundform der meisten Bauten ist das Quadrat oder Rechteck, welches durch halbkreisförmige Mauervorlagen akzentuiert oder durch deren apsidiale Ausformung erweitert wurde. Neben einigen abweichenden Grundrißformen verdient der Typus des kreuzförmigen Wehrbaus besondere Beachtung. Wehrbauten dieser Art hatten eine beträchtliche Bauhöhe und trotz ihres größeren Flächen-inhaltes, turmartigen Charakter. Von den Wehrbauten heben sich die Festungen durch Baumasse und ausgedehnte Maueranlagen deutlich ab. Mit Ausnahme von Shähr-e Chirbast liegen sie dezentral. Das die Fassaden vollständig einhüllende Rautenmuster ist die typische Dekoration der Wehrbauten und Festungen des gesamten Untersuchungsgebietes. Die selteneren Dekorfriese und Bekrönungen der Lichteinlässe bestätigen eine Tendenz, die sich auch bei der Betrachtung anderer Einzelheiten abzeichnet: Quantität und Qualität nehmen nach Süden hin zu und konzentrieren sich im Raum Pasäband-Sarpanak und Yaman. Die Einordnung der befestigten Bauwerke Ghors in die Regierungszeit der Ghoriden ist in der Literatur nicht umstritten. Grundsätzlich bedarf diese Frage auch kaum weiterer Diskussion, da nach der Zerstörung der ghoridischen Befestigungen durch die Truppen Chingiz Khans (1222-24) sich keine Macht mehr herausbildete, der ein Befestigungswesen dieser Art zugeschrieben werden könnte. DJOUZDJANI berichtet, daß die Stämme Ghors in frühghoridischer Zeit in steter Feindschaft lebten, ihre Territorien befestigt hatten und einen ständigen Krieg von Kushk zu Kushk 21 führten. Im frühen 12. Jahrhundert, als sich die Machtverhältnisse stabilisierten, wurden weitere Befestigungen errichtet. 22 Eine Koordination des Befestigungswesens scheint aber erst auf Anordnung des Sultans Bahä ad-Dīn (1148/49) erfolgt zu sein.23 Unter seiner Regentschaft wurden die Bauarbeiten der Stadt und Festung Ferozkoh beendet und der Auftrag zur Befestigung Ghors erteilt, um der ghaznewidischen Bedrohung widerstehen zu können. Die Befestigungsanlagen Ghors beeindrucken durch ihre Einheitlichkeit. Ausprägungen lokaler Stile ließen sich nicht feststellen. Aus diesem Grund erscheint es nicht unwahrscheinlich, das Baudatum der vorgefundenen Wehrbauten und Festungen in einer zeitich begrenzten Epoche anzunehmen. Anlaß könnte der Auftrag Bahä ad-Dīns gewesen sein, denn schon wenig später (1151) schlug der "Weltverbrenner" Alä ad-Din Husain den Hauptgegner der Ghoriden, die Ghaznewiden. Auf die Funktion der dreizehn Festungen des Untersuchungsgebietes braucht hier nicht eingegangen zu werden; sie sind den mittelalterlichen Burgen Europas nicht unähnlich. Weniger vertraut ist hingegen die Form der Verteidigung, wie sie sich durch die Wehrbauten Ghors manifestiert. Ihr liegt, wie am Beispiel der Gebiete mit verdichteter Bebauung deutlich werden sollte, kein übergreifendes Konzept zugrunde. Das Verteidigungswesen Ghors ist nicht Ausdruck übergeordneter Plannung, sondern die mehr oder weniger organisierte Reaktion individualistischer familiärer Gruppen auf äußere Bedrohung. Die militärische Bestimmung der Wehrbauten Ghors ist unzweifelhaft. Dies vermittelt schon der erste Eindruck ihres Äußeren: Durch die gewollte Grundrißgeometrie und die scharfkantige, "metallische" Bau-gestalt stehen sie im Gegensatz zu den organischen Formen heutiger Gehöfte, die ihren traditionellen Vorläufern entsprechen dürften. Nicht übersehen werden soll die Eignung der Wehrbauten für Wohnzwecke. Diese Feststellung stimmt überein mit den Ausführungen von BosWORTH, 24 wonach Ghor ein Land agrarwirtschaftlicher Siedlungen ohne städtische Zentren war. Typisch für die Landschaft seien befestigte Plätze und Türme gewesen, die von den Bewohnern selbst verteidigt werden konnten.

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