Artigo Revisado por pares

Drei Fallbeispiele von Brustabszess nach Brustwarzenpiercing: Unterschätzte Gesundheitsprobleme eines Modephänomens

2002; Johann Ambrosius Barth Verlag; Volume: 124; Issue: 7 Linguagem: Alemão

10.1055/s-2002-35545

ISSN

1438-9762

Autores

Volker R. Jacobs, Kirstin Golombeck, W. Jonat, M. Kiechle,

Tópico(s)

Body Image and Dysmorphia Studies

Resumo

Fragestellung: Piercing ist ein wachsender Modetrend unter jungen Menschen. In den letzten Jahren hat das Brustwarzenpiercing zugenommen. Wir berichten über drei Fälle von Brustabszess nach Brustwarzenpiercing in den letzten Monaten in unseren Kliniken und zeigen die dahinterstehenden gesundheitlichen wie gesellschaftlichen Probleme auf. Material und Methode: Retrospektive Analyse von drei zufälligen Fallbeispielen auf Krankheitsverlauf und Ursachen sowie Review von Literatur und Internet. Ergebnisse: Drei Patientinnen im Durchschnitt 31,9 (28-35) Jahre alt wurden mit Brustabszess (2 × links, 1 × rechts) nach Brustwarzenpiercing stationär aufgenommen. Das Piercing lag im Durchschnitt 7,7 (5-12) Monate zurück. Bei allen wurde eine operative Eröffnung und Entfernung des Abszessherdes mit postoperativer Antibiotikagabe durchgeführt, zwei Mal mit Anlage einer Spüldränage für jeweils drei Tage. Keimnachweis war im Fall 1: PCR-Nachweis von atypischen Mykobakterien und koagulasenegative Staphylokokken, Fall 2: koagulasenegative Staphylokokken und Streptokokken Gruppe B sowie Fall 3: vergrünende und mikroaerophile Streptokokken. Die Krankenhausaufenthaltsdauer betrug im Durchschnitt 8 (6-9) Tage/Fall, die Kosten lagen im Durchschnitt bei 3 624,54 e (3 000,26-4 310,58 e) €/Fall. Im Follow-up-Zeitraum von 10,0 (5-15) Monaten ereignete sich bereits ein Rezidiv, das nachoperiert werden musste. Schlussfolgerung: Brustwarzenpiercing hat in den letzten Jahren - oft unterstützt durch die Medien und Leitbilder aus der Pop-Kultur - zunehmend an Popularität gewonnen und wird im Allgemeinen nicht mehr als soziales Stigma einer Subkultur oder sozialen Unterschicht betrachtet. Dabei wird das Risiko eines Brustabszesses sowohl von den Frauen unterschätzt als auch von den Piercing-Studios verharmlost. Nur sieben Fallberichte von Brustinfektionen nach Brustwarzenpiercing sind bisher in der Fachliteratur dokumentiert. Die Wundheilung des Piercingkanals variiert und kann 6-12 Monate dauern. Das Risiko einer Brustinfektion liegt bei ca. 10-20 %, oft im Intervall von mehreren Monaten nach dem Piercing. Mangelndes Verständnis und inkonsequente Durchführung der hygienische Pflege der Inzisionen neben anderen Risikofaktoren wie u. a. Nikotinabusus oder Augmentationsplastik erhöhen das Infektionsrisiko. Aufgrund von offensichtlicher Unterdokumentation und Verharmlosung ist dies die weltweit größte Serie von Brustinfektionen nach Brustwarzenpiercing.

Referência(s)