Adenauer’s Foreign Office: West German Diplomacy in the Shadow of the Third Reich by Thomas W. Maulucci, Jr.
2014; German Studies Association; Volume: 37; Issue: 3 Linguagem: Alemão
10.1353/gsr.2014.0097
ISSN2164-8646
Autores Tópico(s)German History and Society
ResumoReviewed by: Adenauer’s Foreign Office: West German Diplomacy in the Shadow of the Third Reich by Thomas W. Maulucci, Jr. Sylvia Taschka Adenauer’s Foreign Office: West German Diplomacy in the Shadow of the Third Reich. By Thomas W. Maulucci, Jr. DeKalb: Northern Illinois University Press, 2012. Pp. xiv + 389. Cloth $45.00. ISBN 978-0875804637. “Wir sollten jetzt mit der Naziriecherei einmal Schluß machen, denn, verlassen Sie sich darauf, wenn wir damit anfangen, weiß man nicht, wo es aufhört.” So äußerte sich Konrad Adenauer im Oktober 1952 in der Bundestagsdebatte über den Bericht des Untersuchungsausschusses zu Personalkontinuitäten zwischen dem neuen Bonner Außenministerium und dem ehemaligen Auswärtigen Amt der Wilhelmstraße. Der Ausschuss war aufgrund einer Artikelserie in der Frankfurter Rundschau ins Leben gerufen worden, in der aufgedeckt worden war, dass die Bundesrepublik im Auswärtigen Dienst eine Reihe ehemaliger NSDAP Mitglieder angestellt hatte, auch solche, die in die Deportationen involviert waren. Die Affäre, die im vorliegenden Buch ausführlich beschrieben wird und die das Auswärtige Amt Thomas W. Maulucci zufolge über mehrere Monate hinweg in einen “Zustand der Unruhe” (145) versetzte, erinnert daran, dass die von einigen als sensationell eingestuften Enthüllungen des Buches Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik (2010) in manchen Fällen nicht so sehr Neuentdeckungen als vielmehr brisante Wiederentdeckungen waren. Der erste Kanzler der Bundesrepublik war sich der problematischen Vergangenheit vieler seiner Diplomaten jedenfalls schmerzhaft bewusst—einer der Gründe, warum er ihnen zeitlebens nie vertraute. Aber Adenauer war auch der Meinung, dass zum gegebenen Zeitpunkt niemand da war, der die kompromittierten Experten hätte ersetzen können. Der Kanzler erscheint damit in Mauluccis Buch zurecht als ein Paradebeispiel für die von Hermann Lübbe beschriebene Strategie des “kommunikativen Beschweigens” (7) der Nazivergangenheit in der frühen Bundesrepublik, die Lübbes Meinung nach notwendig war, um die große Mehrheit der Deutschen in den neuen demokratischen Staat integrieren zu können. Wie lang aber war der Schatten, den das Dritte Reich auf die westdeutsche Diplomatie warf? Die Tatsache, dass der Bundesaußenminister Joschka Fischer es noch im Jahre 2005 für notwendig erachtete eine Kommission ins Leben zu rufen, um die Geschichte des Auswärtigen Amtes im Hinblick auf dessen Verstrickung mit dem Nationalsozialismus aufzuarbeiten, scheint Antwort genug. Maulucci war [End Page 696] übrigens selbst einer der von der Unabhängigen Historischen Kommission beauftragten Mitarbeiter an Das Amt, weist allerdings gleich zu anfangs darauf hin, dass seine Interpretationen sich auch unterscheiden würden, wobei er dem Leser leider verschweigt, worin diese Unterschiede denn bestehen. Statt dessen weist er lapidar darauf hin, dass die Unterschiede für diejenigen, die mit der Studie Das Amt vertraut sind, “offensichtlich” seien (xi). Es sind drei für die Frühgeschichte der Bundesrepublik zentrale und ineinander verwobene Themenfelder, die Maulucci mit seiner Studie erhellen will: Erstens die Integration des neuen Staates in die internationale Gemeinschaft, zweitens die Kooptation der alten Eliten und Traditionen durch das neue politische System und drittens die erfolgreiche Erschaffung des neuen Systems selbst (4). In der Tat gelingt es ihm durch seinen Fokus auf die Entwicklung der Außenpolitik und ihrer Institutionen während der Jahre 1949 bis 1955, die seiner Meinung nach von der bisherigen Forschung bisher eher kursorisch behandelt worden seien, überzeugend zu zeigen, wie es der Bundesrepublik gelingen konnte, sich so schnell nach dem Zweiten Weltkrieg auf der internationalen Bühne zu behaupten. Zurecht stellt Maulucci dabei die Rolle Adenauers und die veränderte internationale Lage als entscheidende Faktoren dar. Die Bedeutung der personellen “Restoration” im Amt wurde dadurch automatisch im Schach gehalten, zumal wie gesagt nicht nur Adenauer selbst, sondern auch die Westalliierten gegenüber den alten Diplomaten erhebliches Misstrauen hegten und kontinuierlich auf der Hut waren, ob diese nach den neuen demokratischen Regeln spielen würden. Doch es stellte sich ohnehin heraus, dass die Wilhelmstraße-Veteranen durchaus willig waren, die Außenpolitik der Bundesrepublik ebenso gefügig zu vollstrecken wie vorher die des Dritten Reiches. Maulucci zeigt zwar einmal mehr, dass viele dieser Diplomaten angesichts ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit aus moralischen Gründen keine Funktion im Auswärtigen Amt hätten erhalten dürfen...
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