Artigo Acesso aberto

Medizin-Controlling: Transparenz in einem komplexen Umfeld

2015; Springer Science+Business Media; Volume: 59; Issue: S3 Linguagem: Alemão

10.1007/s12176-015-0629-4

ISSN

2195-8270

Autores

Utz Schäffer, Jürgen Weber,

Tópico(s)

Health and Medical Studies

Resumo

Utz Schaffer Jurgen Weber Utz Schaffer Jurgen Weber Liebe Leserinnen und Leser, das Gesundheitswesen ist ohne Zweifel ein sehr wichtiger Bereich moderner Volkswirtschaften. Dies gilt besonders fur die hoch entwickelten Industrienationen. Sie kampfen alle mit zwei Faktoren, die Gesundheit zunehmend unbezahlbar machen: mit der demografischen Entwicklung einerseits – weniger vornehm formuliert mit der Uberalterung der Gesellschaft – und mit der geradezu explosionsartigen Entwicklung der medizinischen Moglichkeiten andererseits. Letztere erfordert zunehmend hohe Investitionen, die refinanziert werden mussen. Medizinische, ethische und okonomische Aspekte sind unlosbar miteinander verknupft. Erschwerend kommen zwei Aspekte hinzu: Zum einen liegt kein funktionierender Markt vor, denn Kranke sind keine souveranen Kunden. Zum anderen sind sehr unterschiedliche Akteure und Interessengruppen im Gesundheitswesen in ein enges Netzwerk eingebunden. Einfache Losungen mussen scheitern. Jeder versucht, seine Interessen, geschutzt durch die Komplexitat des Gesamtsystems, durchzusetzen. In der Konsequenz haben wir ein Gesundheitssystem, das zu den teuersten der Welt zahlt. Wer weiterhin jedem Burger die Moglichkeiten moderner Medizin bieten will, muss helfen, alle Effizienzreserven im System zu heben. Und genau an dieser Stelle kommt Controlling eine zentrale Rolle zu. Wie in Unternehmen auch, muss zunachst Transparenz geschaffen werden. Das Gesundheitssystem muss berechenbarer werden. Hier ist zum Beispiel auf der Seite der Krankenhauser schon sehr viel passiert. Heute weis man, was eine bestimmte Behandlung kostet und kosten darf. Damit wurden fur die einzelnen Hauser erhebliche Leistungsanreize geschaffen, die ihrerseits einen erheblichen Handlungsdruck ausgelost haben. Nicht alle Krankenhauser werden diesem Druck standhalten. Wir werden in Zukunft weniger Krankenhauser haben, die hoher spezialisiert sind und damit sowohl auf der Kostenals auch auf der Leistungsseite besser dastehen. Hohere Transparenz hilft auch, anstehende strukturelle Entscheidungen zu erleichtern, um die Arbeitsteilung innerhalb des Gesundheitssystems zu verandern. Sie hilft, die Folgen opportunistischer Interessenpolitik einzelner Spieler zu bewerten. Mehr Controlling ist nicht kostenlos. Arzte in Krankenhausern etwa stohnen unter den administrativen Mehrbelastungen. Zudem besteht gerade in Krankenhausern ein Fehlsteuerungsrisiko: Kosten sind leichter messbar als nicht-finanzielle Grosen, finanzielle Zielgrosen lassen sich leichter nachhalten als manche nicht-finanzielle Nebenbedingung. Schnell gerat so das Gleichgewicht zwischen Kosten und Qualitat der Leistungserstellung aus der Balance, schnell sind die dysfunktionalen Nebenwirkungen einseitiger Kostenorientierung und die Arbeitsverdichtung dem Controlling angelastet. In manchen Fallen wohl nicht einmal zu Unrecht. Dennoch fuhrt kein Weg daran vorbei. Hier zu investieren, ist allemal besser, als medizinische Leistungen einschranken zu mussen, weil sie nicht mehr bezahlbar sind.

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