Entwicklung der medizinischen Grundlagenwissenschaften und des ärztlichen Standes
1977; Springer Science+Business Media; Linguagem: Alemão
10.1007/978-3-642-66629-2_2
ISSN0073-1684
Autores Tópico(s)Medical and Health Sciences Research
Resumo„Überall im Studium mag man mit den Anfängen beginnen, nur bei der Geschichte nicht“ schreibt Jacob Burckhardt. „Unsere Bilder derselben sind meist doch bloße Konstruktionen, … ja bloße Reflexe von uns selbst“ (Weltgeschichtliche Betrachtungen, Einleitung). Es ist für die Geschichte als Wissenschaft charakteristisch, daß sie alles als Gewordenes ansieht und gerade deswegen nicht befähigt ist, letzte Ursprünge und Anfänge festzustellen. Ebenso charakteristisch ist es für sie aber, daß sie das Suchen nach Anfängen immer wieder aufnimmt, da sie solches als heuristisches Prinzip ja pflegt. Je weniger dieser Zwiespalt realisiert wird, desto mehr pflegt die Tendenz, irgendwelche geschichtsunabhängige Zustände und Größen an den Anfang der Geschichte zu setzen, durchzudringen. Es kommt dann zur Annahme von Paradiesen und Urhorden, von Urgesellschaften, in denen der Instinkt, die Liebe oder die Ausbeutung der Kranken durch die Gesunden die Medizin beherrschte. Mit dem Aufkommen des Darwinschen Evolutionismus im letzten Jahrhundert wurde es vielfach üblich, durch Analogie von der sog. primitiven Medizin auf die Anfänge unserer eigenen zu schließen. In diesem Sinne wird etwa die Trepanation, die von gewissen Südseevölkern praktiziert wird, als ein Stück lebendig gebliebener eigener Vergangenheit betrachtet — eine Betrachtungsweise, die durch Funde von trepanierten Schädeln aus der europäischen Steinzeit ab etwa 1870 (vgl. Guiard) stark aktualisiert worden ist. Auch im alten Peru wurde trepaniert (1 Jahrtausend nach Christus). Die Frage, ob Zufall oder geschichtliche Vorgänge hinter diesem vielfachen Vorkommen der Trepanation stehen, ist indessen noch nicht definitiv geklärt.
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