Parathyreoideastudien I.
1919; Wiley; Volume: 52; Issue: 1 Linguagem: Alemão
10.1111/j.0954-6820.1919.tb08289.x
ISSN0001-6101
Autores Tópico(s)Historical and Scientific Studies
ResumoZusammenfassung. Die Parathyreoideadrüsen sind ausser in äusserst seltenen Ausnahmsfällen vier an der Zahl. Liegen keine pathologischen Veränderungen der Umgebung vor, bieten sich keine Schwierigkeiten dieselben hervorzudissekieren, wenn man methodisch zur Werke geht. Man kann so verfahren, dass man mit den Halsorganen in situ die Thymushörner hervorpräpariert. Oft werden dann die unteren Drüsen dicht an den Spitzen der Hörner oder in denselben eingeschlossen angetroffen. Nachdem dies geschehen ist, werden die Halsorgane in einem Zusammenhang herausgenommen und das Fettgewebe zwischen dem Oesophagus und der Thyreoidea durchsucht. Dabei folgt man der Arteria thyreoidea inferior. Die oberen Drüsen werden im Allgemeinen dann sofort angetroffen. Bei der Hervorpräparierung der unteren Drüse muss man vorsichtiger sein und sich allmählich die Arterie entlang der Thymusspitze entgegen hintasten. Bisweilen liegen die Drüsen, besonders die untere, in einer Aushöhlung der Thyreoidea eingekeilt. Eia schematisches Bild über die normale Lage der Drüsen wird beigefügt. Zuverlässige Untersuchungen über die physiologische Menge des Parenchyms fehlen. Die Schwierigkeiten, solche Ziffern zu erhalten, sind auch gross. Das Material muss gross sein und von gesunden, plötzlich gestorbenen Personen stammen. Hinsichtlieh des in wechselnder Menge vorkommenden interstitiellen Fettgewebes müssen mikroskopische Untersuchungen vorgenommen werden, Eine Reduktion ist eventuell auch für das Kolloid und anderen möglicherweise vorkommenden Cysteninhalt nötig. Eine Methode, ähnlich derjenigen von Hammar und seiner Schule für die Thymus benutzten, muss also ausgearbeitet werden. Für pathologisch‐anatomischen Gebrauch hat sich Verfasser vorläufig damit begnügt die Drüsen von einem grösseren gewöhnlichen Sektionsmaterial zu wiegen. Diese Zahlen werden in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht werden. Die Struktur der Drüse tritt am besten nach Bielschowsky‐Färbung hervor. Man findet dann, dass die Parathyreoideazellen im Haufen liegen, von einem Kapillarnetz umsponnen. Diese Bildungen können Follikel genannt werden. Bisweilen wandeln sich diese Follikel in wirkliche Drüsenröhren mit Lumina um. Die Zellen liegen da in einer einfachen Reihe und können von verschiedener Höhe sein. Sie gleichen dabei vollständig den Thyreoideafollikeln. Eine solche Umwandlung kann auf direkt mechanische Weise durch einen Erguss irgendwelcher Art in das Innere der ursprünglichen Parathyreoideafollikel geschehen. Bei dem Säugling fehlt hervortretendes interstitielles Grewebe zwischen den Follikeln. Solches Gewebe bildet sich im Laufe der Jahre und dadurch entstehen die verschiedenen Drüsentypen der Autoren. Das interfollikuläre Gewebe ist häufig reich an Fettzellen. Bei Bielschowskyfärbung tritt auch ein vorher nicht nachgewiesenes »Gitterfasernetz» hervor, dessen Fäden die Drüsenzellen und die Kapillaren umspinnen. Was ihre Natur betrifft, so liegt es am nächsten, sie als homolog zu den in Leber, Pancreas und anderen Organen nachgewiesenen Gitterfäden, die als Stützfäden aufgefasst worden sind, zu betrachten. Doch scheint die Möglichkeit diskutabel, dass es sich hier urn ein Gegenstück zu Holmgren's Trophocyten handeln könne. Die Fäden zeigen nämlich die auffallendste Ähnlichkeit mit den fadenförmigen Zellausläufern, die die Zuführung zu beispielsweise den Muskelzellen vermitteln. Der intime Zusammenhang einerseits zwischen den Fäden und den Zellen und andererseits zwischen den Fäden und den Kapillaren deutet möglicherweise in soleher Richtung hin. Man könnte sich auch denken, es handelt sich um die Leitungsbahn von den Zellen zu den Kapillaren. In der Parathyreoidea sind nach der Meinung des Verfassers nur eine Art Zellen vorhanden, die sog. Hauptzellen. Diese können sich auf verschiedenen Stufen von Sekretion befinden und können ausserdem der Degeneration anheimfallen. Infolgedessen können sie ungleich erscheinen, was die Theorien von mehreren verschiedenen Zellarten veranlasst hat. Die meist abweichenden Zellen, die sog. Welshschen Zellen die im allgemeinen als Zellen sui generis aufgefasst worden sind, entstehen durch Degeneration. Der am meisten schwerwiegende Beweis gegen diese Ansicht ist das angegebene Vorkommen von Geschwülsten, die nur aus Welshschen Zellen bestehen. Diese können indessen in anderer Weise erklärt werden. Sicherlich hat es sich in diesen wenigen und schlecht beschriebenen Fällen um abgekapselte normale, in grösseren Verbänden liegende Welshsche Zellen gehandelt. Solche Bildungen sind vom Verfasser bei Personen mit hochgradiger Senilität beobachtet worden und zwar nicht selten. Die Hauptzellen haben ein homogenes Protoplasma, das sich zu sauren Farbstoffen je nach dem Sekretionszustande der Zelle verschieden verhält. Es ist weniger acidophil als das Protoplasma der Welshschen Zellen, aber nie basophil. Ein untingibles »wasserhelles» Protoplasma, das man als so charakteristisch für diese Zellen angesehen hat, ist nicht vorhanden. Das intingible Protoplasma ist durch Schrumpfung bei der Fixierung entstandene leere Räume. Auch die sog. Granula in den Hauptzellen sind Kunstprodukte. Bei der Fixierung der Zelle bildet nämlich das Protoplasma ein Netzwerk und die Knotenpunkte desselben imponieren als Granula. »Die eosinroten Linien», die die grossen, »wasserhellen» Zellen begrenzen, werden als Sekretansammlungen in den Interzellularräumen aufgefasst, In Übereinstimmung damit betrachtet der Verfasser die ebengenannten Zellen als sekretleer, während die kleinen, mehr acidophilen, nicht so scharf begrenzten, bisweilen scheinbar in Syncytien liegenden, sekretgefüllt sind. Die Welshschen Zellen sind nach der Meinung der Verfassers degenerierte Hauptzellen. Sie werden gewöhnlich zahlreicher mit steigendem Alter und ihr Protoplasma und ihre Kerne zeigen deutliche degenerative Veränderungen. Man findet Pyknos, Karyolys und Karyorhexis. Das Protoplasma kann entweder anschwellen und bis zur Auflösung verdünnt werden oder verdichtet sich und verwandelt sich in Kolloid. Solche Kolloidumwandlung ist nicht ungewöhnlich. Verfasser fügt Mikropbotographien von solchen kolloidverwandelten Zellen bei. Die Welshschen Zellen sind eosinophil, aber weisen keine eosinophilen Granula vor, wie man seit Sandström's Zeit angegeben hat. Mit den Granula verhält sich in ganz derselben Weise wie in den Hauptzellen. Am meisten irreleitende Bilder erhält man mit Altmannfärbung. Aber auch die hier besonders von Engel beschriebenen fuchsinophilen Granula sind Knotenpunkte in dem artifiziellen Protoplasmanetze. In den Welshschen Zellen kommen jedoch einige Körnchen anderer Art vor. Diese sind allgemein als Kolloidtropfen angesehen worden. Sie wurden zuerst von Sandström beobachtet, der sie mit Haematoxylin nach Chromsalzfixierung färbte. Diese Körnchen, die gleichfalls fuchsinophil sind und sich gut nach Russel und Mallory färben, sind einer eingehenden mikrochemischen Untersuchung unterworfen worden. Verfasser ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier ganz einfach um durch Sublimat oder Chromsalze fixierte Fettgranula handelt, die gar nichts mit der Kolloidbildung zu tun haben. Sie sind sowohl in den Hauptzellen, als in den Welshschen Zellen von derselben Art, obwohl man in den letzteren mehr Rücksicht auf sie genommen hat, weil diese als besonders kolloidsecemierend angesehen worden sind. Diesen Schluss gründet Verfasser auf die Beobachtung, dass die Körnchen nicht dieselben Farbenreaktionen wie das Kolloid haben, nur nach gewissen Fixierungsmethoden hervortreten und nach Behandlung mit fettlösenden Flüssigkeiten verschwinden. Die Parathyreoideazellen, besonders die Hauptzellen, sind reich an Fettgranula von morphologisch wechselndem Aussehen. Sie sind von Erdheim eingehend beschrieben worden. Das Fett ist stabil, gibt die Reaktionen des Neutralfettes und ist einzelbrechend. Mit obenerwähnter Auffassung der Natur der »Welshschen» Zellen kann Verfasser selbstverständlich nicht die Meinung derer teilen, die darin das wichtigste secernierende Element der Drüse sehen wollen. Das Kolloid kann sich auf zweierlei Art bilden, teils wie oben angeführt ist durch Degeneration Welshscher Zellen, teils durch Sekretion sowohl von diesen Zellen als von den Hauptzellen. Das frische Kolloid, das in den kleinen Kolloidkörnchen und in der Peripherie der grösseren vorhanden ist, nimmt leichter saure Farbstoffe auf. Mit Giemsa kann man eine differente Färbung erhalten, indem die Zentra der grossen Kolloidkörnchen sich blau färben und die Peripherie rot. Das periphere Kolloid zeigt dieselben Farbenreaktionen wie das Protoplasma der umgebenden Zellen, mit dem es in ununterbrochenem Zusammenhang stehen kann. Bisweilen haben dann die auf das Kolloid gehenden Teile der Zellen ein dichteres Aussehen und einen acidophileren Charakter als übrige Teile der Zelle. Das frische Kolloid stimmt in seinen Farbenreaktionen mit den »eosinroten Linien» überein; diese werden vom Verfasser als von interzellulärem normalem Sekret bedingt angesehen. Das Kolloid dürfte also dem normalen Parathyreoideasekret nahe stehen. In dem interstitiellen Gewebe sind grosse protoplasmaähnliche, stark granulierte Zellen mit langen Ausläufern und einem grossen blasenfömigen Kern vorhanden. Die Granula zeigen dieselbe Metachromasie wie die histogenen Mastzellen, geben aber im Gegensatz zu diesen Schülze's Oxydasreaktion positiv. Diese Zellen, die bei Älteren sehr zahlreich sein können, sind die einzigen, die in Nativpräparaten eine Granulierung zeigen und sind wahrscheinlich von mehreren früheren Forschern mit den Welshschen Zellen verwechselt worden, wodurch die Angabe entstanden ist, dass die letzteren granuliert sind. Sie scheinen Verfasser mit den von Erdheim in dem interstitiellen Gewebe der Parathyreoideadrüsen gefundenen »Pigmentzellen» identisch zu sein.
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