Soziale Online-Netzwerke - ein neues „Setting“ für Gesundheitsförderung?
2013; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 75; Issue: 08/09 Linguagem: Alemão
10.1055/s-0033-1354132
ISSN1439-4421
AutoresJuliana da Conceição Sampaio Lóss, Verena Lindacher, Janina Curbach,
Tópico(s)Impact of Technology on Adolescents
ResumoHintergrund: Insbesondere unter Heranwachsenden und jungen Erwachsenen sind soziale Online-Netzwerke (engl. social networking sites, SNS) wie Facebook mittlerweile beliebte Plattformen für tägliche soziale Interaktion. Daher werden sie zunehmend als 'neue‘ oder 'virtuelle‘ Settings bezeichnet, die für Gesundheitsförderung genutzt werden können. Allerdings wurde bislang nicht untersucht, inwieweit es sich bei SNS wirklich um Settings im Sinne der WHO-Definition handelt, und ob der auf dem sozio-ökologischen Gesundheitsförderungs-Modell beruhende Setting-Ansatz sich in Online-Netzwerken realisieren lässt. Methodik: In der Literatur zur Gesundheitsförderung wurden Schlüssel-Charakteristika für (1) Settings sowie für (2) den Setting-Ansatz identifiziert. Anschließend wurde systematisch analysiert, inwieweit diese Eigenschaften auf soziale Online-Netzwerke zutreffen bzw. sich auf diese übertragen lassen. Ergebnisse: (1) SNS haben zwar keine geographischen Grenzen, erfüllen aber ansonsten viele Setting-Kriterien, z.B. indem sie für viele Menschen einen integralen Bestandteil des täglichen Lebens darstellen, eine Organisationsstruktur aufweisen, in ihnen soziale Interaktion stattfindet und das Verfolgen von individuellen Aktivitäten ermöglicht wird – wenngleich diese nur aus Kommunikation bestehen. Inwieweit SNS und die hier stattfindenden Aktivitäten einen Einfluss auf die Gesundheit der Teilnehmer haben, ist bislang wenig untersucht. (2) Die wenigen Gesundheitsförderungs-Projekte, die bislang auf SNS vermittelt wurden, beruhen auf gesundheitlicher Aufklärung der Nutzer, die über Feedback-Optionen in einen Diskurs über die Themen einbezogen werden. Weitere Elemente, die zusätzlich zu Informationsvermittlung für den Setting-Ansatz essentiell sind, sind z.B. der Aufbau von Partnerschaften und die Änderung der Verhältnisse und strukturellen Bedingungen wie diese auf SNS umgesetzt werden können, ist derzeit unklar. SNS ermöglichen Nutzern das eigenständige Gestalten von Inhalten und die Vernetzung mit Gleichgesinnten und bieten daher prinzipiell die Möglichkeit zu aktiver Partizipation und Empowerment, wie sie der Setting-Ansatz vorsieht diese sind bislang nicht für Gesundheitsförderungszwecke genutzt worden. Schlussfolgerung: Insbesondere bei jungen Menschen sind SNS mittlerweile ein wichtiger sozialer Ort der Kommunikation und sollten daher als potenzielles Einsatzfeld für Prävention und Gesundheitsförderung angesehen werden. Allerdings gibt es bislang wenig gesundheitsförderliche Projekte, die auf sozialen Online-Netzwerken angeboten werden. Daher gibt es wenig Anhaltspunkte darüber, ob SNS tatsächlich für Ansätze genutzt werden können, die über interaktive Gesundheitserziehung hinausgehen. Daher sollte man derzeit zurückhaltend sein, SNS unkritisch als neues Setting für Gesundheitsförderung zu bezeichnen.
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