Konflikte zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialisten während der Machtergreifungszeit
2011; R. Oldenbourg Verlag; Volume: 292; Issue: 3 Linguagem: Alemão
10.1524/hzhz.2011.0025
ISSN2196-680X
Autores Tópico(s)Communism, Protests, Social Movements
ResumoWährend der ersten Phase der nationalsozialistischen Machtergreifung war das Verhältnis der beiden ungleichen Koalitionspartner NSDAP und DNVP durch Konflikte und Feindschaft gekennzeichnet. In der Historiographie zur Machtergreifung wurden diese Konflikte bisher weitgehend ausgespart und die tiefsitzende Abneigung der NSDAP gegenüber Deutschnationalen und konservativem Bürgertum nicht genügend gewürdigt. Der vorliegende Aufsatz analysiert die Art der Gegnerschaft zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialismus, wobei sich das Augenmerk der Untersuchung zunächst auf die weltanschauliche Komponente der Auseinandersetzung (die antibürgerliche Stoßrichtung des Nationalsozialismus) richtet, sodann auf die direkte, häufig gewalttätig ausgetragene Konfrontation beider Lager und schließlich auf den politisch-wirtschaftlichen Kampf gegen das deutschnationale Bürgertum, wobei die NSDAP die Machtstellung des deutschnationalen Bürgertums zu untergraben suchte und den Bürger an sich als korrupt darstellte. Wie hier durch zahlreiche Beispiele belegt, war die von der NSDAP ausgehende Gegnerschaft im Winter und Frühjahr 1933 so allumfassend, dass keinesfalls von einem Bündnis zwischen Nationalsozialismus und konservativen Eliten gesprochen werden kann. Der prononcierte Antikonservatismus der NS-Bewegung während der Machtergreifungszeit verdeutlicht, dass diese nicht ausschließlich als Erscheinungsform der politischen Rechten gesehen werden kann, sondern vielmehr militanten Antisozialismus mit einer grundlegenden Verwerfung traditionell bürgerlicher Lebensformen verband. Die Ausschaltung der konservativen Eliten machte es dann der NSDAP umso leichter, diese zu kooptieren und zur Mitarbeit heranzuziehen, allerdings nicht mehr als gleichberechtigte Partner, sondern unter eindeutiger Führung der Nationalsozialisten. Zwischen März und Juli 1933 stellte sich der Nationalsozialismus insgesamt als eine revolutionäre Bewegung dar, die beständig Unterschiede in Weltanschauung und Selbstverständnis zwischen sich und den im "alten Denken" verwurzelten Deutschnationalen hervorhob. In Anbetracht der Bedeutung des sozialrevolutionären Elementes im Nationalsozialismus kann man nicht von einem ungebrochenen "Bündnis der Eliten" sprechen.
Referência(s)