Artigo Revisado por pares

Die rituelle Konstruktion der Person: Aspekte des Erlebens eines Menschen im sogenannten Wachkoma

2012; Freie Universität Berlin; Volume: 13; Issue: 3 Linguagem: Alemão

ISSN

1438-5627

Autores

Ronald Hitzler,

Tópico(s)

Mental Health and Psychiatry

Resumo

Zusammenfassung: Schwere Krankheiten ebenso Sterben und Tod sind Katastrophen im menschlichen Leben und Zusammenleben, die den Gang der Dinge im Sinne eines stetigen so weiter radikal infrage stellen. Aber so entsetzlich sie nicht nur fur die davon direkt, sondern auch fur die davon indirekt Betroffenen sind, so wenig irritieren sie die Gewissheit, dass es dabei um mitmenschliche Katastrophen geht. Das sogenannte Wachkoma, insbesondere als verstetigter bzw. chronifizierter Zustand, hingegen konfundiert und destruiert sowohl die bisherige Existenz des oder der primar Betroffenen als auch die Lebensgewohnheiten, Gegenwartsinteressen und Zukunftserwartungen von auch immer personlich mit ihm bzw. ihr verbundenen und infolgedessen mehr oder weniger nachdrucklich und nachhaltig mitbetroffenen Personen. Kurz: Ein Mensch im sogenannten sturzt Menschen, die ihm zugewandt sind, in Krisen der Mitmenschlichkeit, denn es ist ausgesprochen ungewiss, ob das, womit man da umgeht, (noch) ein Anderer wie ich ist. Wer andauernd mit Menschen im sogenannten zu tun hat – sei es aufgrund personlicher Beziehungen, sei es in ehrenamtlichen Funktionen oder sei es in medizinisch-therapeutisch-pflegerischen Berufsrollen –,muss die durch die notorische Ungewissheit des oder der Anderen evozierten Zweifel und die durch diese Zweifel ausgelosten Krisen der Mitmenschlichkeit in lebbare Deutungszusammenhange und in gegenuber Alltagswahrnehmungen (im Zweifelsfall) resistente symbolische Sinnsysteme und rituelle Handlungsweisen transformieren. – Vor dem Hintergrund einiger mit einem (laufenden) Projekt zum Deutungsmuster Wachkoma einhergehender methodologischer und methodischer Probleme werden in diesem Beitrag Aspekte des Miterlebens eines Menschen mit schwersten Gehirnschadigungen, der Konstitution eines als solchem zweifelhaften Anderen und der rituellen Konstruktion einer die alltaglichen Interaktions- und Kommunikationserwartungen unterlaufenden Person diskutiert. Rekonstruiert wird, im Rekurs auf die mundanphanomenologische Apprasentationsanalyse und die wissenssoziologisch-hermeneutische Symboltheorie, der dabei erkennbare, mehrstufige Decodierungsvorgang.

Referência(s)