Artigo Revisado por pares

Aktuelle interdisziplinäre Handlungsempfehlungen bei schweren peri-(post-)partalen Blutungen (PPH)

2011; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 71; Issue: 07 Linguagem: Alemão

10.1055/s-0030-1271194

ISSN

2199-6989

Autores

H. Lier, W Rath,

Tópico(s)

Trauma, Hemostasis, Coagulopathy, Resuscitation

Resumo

Schwere peri-(post-)partale Blutungen (PPH) sind auch heute noch weltweit eine der häufigsten Ursachen der mütterlichen Mortalität und Morbidität. Sie sind eine interdisziplinäre Herausforderung und machen eine enge Kooperation insbesondere zwischen Geburtshelfern und Anästhesisten notwendig. Die Kenntnis aktueller Leitlinien und Empfehlungen, die Verfügbarkeit lokaler Handlungspläne, die regelmäßige Schulung des Personals sowie die adäquate Beurteilung des klinischen Zustands der Patientin mit sorgfältiger Einschätzung oder Messung des Blutverlusts sowie die zeitgerechte Erkennung eines drohenden hypovolämischen Schockes sind dabei wichtige Voraussetzungen. Bei schwerer PPH mit persistierender Blutung sind die Aufrechterhaltung der Normothermie und normaler Kalziumkonzentrationen sowie die Korrektur einer metabolischen Azidose durch den Anästhesisten wichtige Voraussetzungen für die Gabe von Gerinnungsfaktoren. Eckpfeiler der Behandlung ist die Wiederherstellung des Blutvolumens und die Erhaltung einer ausreichenden Oxygenierungskapazität durch die Substitution von Sauerstoffträgern. Zur Vermeidung eines hypovolämischen Schockes ist eine ausreichende Flüssigkeitstherapie mit kristalloiden und kolloidalen Lösungen (z. B. HES 130/0,4) unerlässlich, bei Hämoglobinspiegeln ≤ 6–8 g/dl die Transfusion von Erythrozyten. Bei klinischen Hinweisen auf eine Gerinnungsstörung (Hyperfibrinolyse) wird die intravenöse Gabe von 2 g Tranexamsäure empfohlen, noch bevor die Ergebnisse der Gerinnungsteste vorliegen. Tranexamsäure sollte immer vor der Gabe von Fibrinogen appliziert werden. Bei akuter und anhaltender Blutung sowie einem Blutverlust von 2000–3000 ml ist der unverzügliche Ersatz von Gerinnungsfaktoren durch die Gabe von gefrorenem Frischplasma (GFP, 20–30 ml/kgKG) und Fibrinogen (3–4 g) erforderlich. Fibrinogenkonzentrationen von > 1,5–2,0 g/l sollten aufrechterhalten werden. Entsprechend den vor Kurzem publizierten Leitlinien der BÄK (Bundesärztekammer) sollte bei schweren anhaltenden Blutungen durch die Gabe von Thrombozytenkonzentraten die Thrombozytenzahl auf > 100 000/µl gehalten werden. Die Anwendung von rekombinantem Faktor VIIa (rFVIIa, Dosis: 90 µg/kgKG) ist nur nach Ausschöpfung aller chirurgischen und die Hämostase stabilisierenden Maßnahmen (s. o.) zu erwägen, wenn möglich vor Durchführung einer Hysterektomie, um diese zu vermeiden. Vor der Gabe von rFVIIa müssen die hämostaseologischen Voraussetzungen für dessen Anwendung geschaffen werden. Antithrombin oder Heparin sollten bei Patientinnen mit PPH nicht gegeben werden, solange eine erhöhte Blutungsgefahr besteht. Die Anwendung eines Cell Savers ist eine geeignete Methode, um die Zahl der Bluttransfusionen zu reduzieren.

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