Revisão Revisado por pares

Die vaskulären Demenzen

2002; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 70; Issue: 3 Linguagem: Alemão

10.1055/s-2002-20502

ISSN

1439-3522

Autores

Janine Diehl, Alexander Kurz,

Tópico(s)

Neurological Disorders and Treatments

Resumo

Zerebrovaskuläre Störungen sind nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Ursache der Demenz in der zweiten Lebenshälfte. Nach neuesten gemeindebezogenen Autopsiedaten haben bedeutsame zerebrovaskuläre Veränderungen bei Personen über 70 Jahren eine erheblich höhere Prävalenz als bisher angenommen. Außerdem sind Kombinationen mit Alzheimer-typischen Befunden eher die Regel als die Ausnahme. Nach wie vor herrscht weitgehend Unklarheit darüber, welche vaskulären Veränderungen kognitive Einschränkungen bis zum Grad einer Demenz hervorrufen können und welche pathogenetischen Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Fest steht jedoch, dass die vaskulären Demenzen eine ätiologisch, histopathologisch und klinisch sehr heterogene Gruppe von Krankheiten darstellen. Als morphologische Haupttypen unterscheidet man aufgrund der betroffenen Gefäßkaliber und Versorgungsgebiete die häufigere, überwiegend subkortikale Mikroangiopathie und die seltenere, vorwiegend kortikale Makroangiopathie. Die wichtigsten klinischen Krankheitsbilder sind die Demenz bei subkortikalen Lakunen und Marklagerveränderungen, zu der auch die Binswanger-Krankheit gehört, die Multi-Infarkt-Demenz und die Demenz bei strategischen Einzelinfarkten. Die Mehrzahl der Demenzzustände auf zerebrovaskulärer Grundlage entspricht nicht dem kortikalen Typus der intellektuellen Veränderungen, wie er bei der Alzheimer-Krankheit auftritt, sondern frontalen und subkortikalen Symptommustern. Bei ihnen stehen nicht Gedächtnisstörungen im Vordergrund, sondern Beeinträchtigungen der Exekutivfunktionen und der Aufmerksamkeit sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Aus diesem Grund sind die gegenwärtigen Diagnosekriterien für die Demenz bei zerebrovaskulären Ursachen meist nicht geeignet. Das Fehlen von klaren Kausalitätsregeln für die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen zerebrovaskulären Befunden und psychopathologischen Veränderungen macht die entscheidende Schwäche aller gegenwärtigen diagnostischen Kriteriensätze für die vaskulären Demenzen aus. Es wird sich zeigen, ob die Berücksichtigung der Heterogenität zerebrovaskulärer Krankheiten zu Verbesserungen führen wird. Durch eine konsequente Behandlung der bekannten Risikofaktoren für den Schlaganfall ist ein erheblicher Anteil der vaskulären Demenzen zwar grundsätzlich vermeidbar, wenn es aber einmal zu tief greifenden kognitiven Leistungseinschränkungen gekommen ist, gibt es bisher keine etablierten medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Erste Studienauswertungen zeigen, dass die Strategie der cholinergen Substitution auch bei vaskulären Demenzen und bei kombinierter vaskulär-degenerativer Pathologie wirksam sind.

Referência(s)