Artigo Acesso aberto Revisado por pares

Die Frühgeschichte der künstlichen Niere

2003; Georg Thieme Verlag; Volume: 38; Issue: 11 Linguagem: Alemão

10.1055/s-2003-43386

ISSN

1439-1074

Autores

J Benedum,

Tópico(s)

Medical and Health Sciences Research

Resumo

Nur wenigen ist heute noch Georg Haas als der Mann bekannt, der als erster 1924 in Gießen eine extrakorporale Hämodialyse mit Erfolg am Menschen durchgeführt hat. Mit den ersten tierexperimentellen Arbeiten begann Haas bald nach seinem Eintritt in die Gießener Medizinische Klinik 1914. Von diesen frühen Versuchen sind weder Protokolle noch verwendete Apparaturen erhalten geblieben. Auch wurden diese Arbeiten durch den Kriegsdienst von 1917 - 1919 unterbrochen. Bis zum Jahre 1923 hat Haas selbst über diese anfänglichen Experimente geschwiegen. "Äußere Umstände" (Kriegsdienst) und "Mangel an Material" (Hirudin) hinderten ihn an der Fortführung der Arbeiten zur Blutwäsche. Auch waren die Versuche eine volle Enttäuschung, weil die Versuchstiere, zumeist Hunde, nach wenigen Stunden zugrunde gingen. Die verwendeten Hirudinpräparate hatten sich als Kapillargift herausgestellt. Setzte die Toxizität der Hirudinpräparate einer Anwendung der Dialyse am Menschen vorerst eine Schranke, so spornten die Kriegsjahre mit den vielen Fällen von Feldnephritis zur Entwicklung dialysatorischer Abtrennungsverfahren an. Haas experimentierte zunächst mit Schilfschläuchen, Kalbsperitoneum und Papiermembranen. All diese Membranen befriedigten jedoch nicht. Erst als Fr. Pregl Kollodiumröhren vorstellte, war dieses erste Hindernis beseitigt. Haas experimentierte jetzt mit den von ihm hergestellten Kollodiumschläuchen. Die Toxizität der Hirudinpräparate bestand aber fort. Die Wiederaufnahme der Versuche zur Hämodialyse erfolgte 1923. Denn in diesem Jahr erschien eine Arbeit von H.Necheles, in der von einem angeblich gereinigten Blutegelextrakt die Rede war. Auch berichtete Necheles von amerikanischen Arbeiten, die eine Dialyse von Substanzen im Tierversuch verfolgten. Es war J. Abel (Baltimore), der Haas mitteilte, es läge inzwischen ein gereinigtes Hirudin vor. Haas, der so Anfang 1924 von den amerikanischen Arbeiten erfuhr, nahm Ende 1924 eine erste Blutwäsche an einem urämischen Patienten vor. Der Versuch dauerte 15 Minuten und verlief komplikationslos. Ein zweiter Dialyseversuch folgte 1926 und dauerte bereits 30 Minuten. Schließlich folgten vier weitere Hämodialysen 1927. Die Wende trat ein, als 1925 gereinigtes Heparin zur Verfügung stand. Haas, der 1924 die erste Blutwäsche mit Hirudin durchgeführt hatte, nahm jetzt 1927 die erste Blutwäsche mit Heparin vor. Weitere Hämodialysen folgten. Haas stellte abschließend fest: "Das Problem der Blutwaschung ist noch in den ersten Anfängen der praktischen Durchführbarkeit. Immerhin konnte bereits gezeigt werden, dass sie so weit entwickelt ist, dass sie wiederholt Anwendung finden konnte … Natürlich bedarf die Technik der Blutwaschung noch weiterer Vervollkommnung und Ausbauung, um in der Therapie als entgiftende Methode Geltung zu finden." Überblickt man die Frühgeschichte der künstlichen Niere und ihrer Anwendung auf den Menschen, so steht fest, dass J. Abel als erster die Hämodialyse am Versuchstier vorgenommen hat. Ebenso eindeutig ist aber, dass Haas als erster die Blutwäsche am kranken Menschen durchgeführt hat. Die Versuche der Amerikaner verfolgten die quantitative Leistungsfähigkeit der Methode in Tierexperimenten, die Versuche von Haas galten der Entwicklung einer therapeutischen Methode nach dem Grundsatz des "primum nil nocere".

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