Interdisziplinäre Versorgung von Arbeitnehmern mit psychischen Störungen: Ein Faktencheck am Beispiel des Salzgitter-Modells
2016; Thieme Medical Publishers (Germany); Volume: 66; Issue: 06 Linguagem: Alemão
10.1055/s-0042-106728
ISSN1439-1058
AutoresKatharina Bode, Eva‐Maria Wunsch, Friederike Finger, Christoph Kröger,
Tópico(s)Health and Medical Studies
ResumoEinleitung: Psychische Störungen sind unter Arbeitnehmern weit verbreitet und verursachen enorme volkswirtschaftliche Kosten. Das Salzgitter-Modell strebt an, psychische Störungen bei Arbeitnehmern der rohstoffverarbeitenden Schwerindustrie durch eine diagnostische Beratung (DB) frühzeitig zu erkennen und ihnen zeitnah eine angemessene Versorgung zukommen zu lassen. Methode: Daten einer konsekutiven Stichprobe von 133 psychisch kranken Arbeitnehmern (61% Männer) wurden analysiert. Zur Diagnostik psychischer Störungen wurde das Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV genutzt. Außerdem wurden Routinedaten der Betriebskrankenkassen aus 6 Monaten vor der DB ausgewertet. Ergebnisse: Die DB wurde im Mittel 14 Tage nach Anmeldung durchgeführt. Bei der Hälfte der Diagnosen handelte es sich um affektive Störungen, bei einem knappen Drittel um neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen. Bei 63% der Diagnosen aus der DB war eine Übereinstimmung mit Diagnosen feststellbar, die in den 6 Monaten zuvor durch Behandler der Regelversorgung vergeben wurden. 42% der Arbeitnehmer erhielten eine medikamentöse Therapie. Mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer erhielt jedoch keine leitliniengerechte psychopharmakologische Behandlung. Als Gründe für die Inanspruchnahme der DB nannten Patienten am häufigsten psychische Symptome und berufliche Faktoren. Kein Arbeitnehmer war vor der DB in psychotherapeutischer Behandlung; das Angebot einer Behandlung nach der DB nahmen über 90% in Anspruch. Schlussfolgerung: Eine verstärkte interdisziplinäre Kooperation kann die Inanspruchnahme einer Arbeitnehmergruppe verbessern, die üblicherweise eine spezifische Diagnostik und psychotherapeutische Behandlung nicht aufsucht.
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