Artigo Revisado por pares

German Studies in Nordamerika: eine Außensicht

2016; German Studies Association; Volume: 39; Issue: 3 Linguagem: Alemão

10.1353/gsr.2016.0096

ISSN

2164-8646

Autores

Ulrich Grothus,

Tópico(s)

Sociology and Education Studies

Resumo

German Studies in Nordamerika:eine Außensicht Ulrich Grothus (bio) Dieser Beitrag kommt auf doppelte Weise “von außen.” Zum einen wirft er einen Blick auf die nordamerikanischen German studies aus der Perspektive der Region, mit der sie sich befassen—und damit auch auf die Befruchtungen und Asymmetrien, die sich aus dem Verhältnis von Innen- und Außensicht auf eine Gesellschaft und Kultur ergeben. Zum anderen ist der Autor selbst kein Wissenschaftler, sondern ein Administrator, der sich in fast drei Jahrzehnten Tätigkeit für den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mal aus größerer, mal aus kürzerer Entfernung mit der Förderung der transatlantischen Kooperation in diesem Feld beschäftigt hat. Dazu gehörte auch die bisher sechsmalige Teilnahme an den immer intellektuell anregenden und praktisch ertragreichen Jahreskonferenzen der German Studies Association (GSA), zuletzt 2015 in Arlington auf einem Panel zum ersten Vierteljahrhundert der Deutschland- und Europazentren in den USA. In den letzten vierzig Jahren haben sich zwei unterschiedliche Konzepte von German studies entwickelt, die sich manchmal berühren und konvergieren, manchmal aber auch in recht perfekter Parallelität koexistieren.1 Ein kulturwissenschaftlich begründetes Konzept von German studies2 ist in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts als ein Programm zur Reform (und vielleicht sogar zur Rettung) der Disziplin entstanden, die sich seit jeher mit der Literatur und Kultur der deutschsprachigen Länder Europas beschäftigt hatte: der Germanistik. Dafür gab es unterschiedliche Triebkräfte. Die kulturwissenschaftliche Wende oder wenigstens Öffnung, die die Philologien insgesamt und nicht nur in Nordamerika erlebt haben, verdrängte die Literatur aus der Rolle der privilegierten oder sogar ausschließlichen Quelle der Befassung mit einer (Hoch-) Kultur. Dazu trugen auch die politischen und theoretischen Umbrüche der 70er Jahre bei, von der stärkeren Rezeption der Kritischen Theorie über den Feminismus bis zur “Franzosentheorie.” Diese diskursiven Veränderungen haben auch zu einem stärkeren Selbstbewusstsein der in Deutschland so genannten Auslandsgermanistik gegenüber den wissenschaftlichen Praktiken und theoretischen Perspektiven der Germanistik in [End Page 645] Deutschland, Österreich und der Schweiz beigetragen. Ja, das neue Selbstverständnis der German studies wurde häufig mit einer sehr dezidierten Verankerung in einer amerikanischen Perspektive und einem Bezug auf amerikanische Diskurse begründet.3 Schließlich—oder sogar vor allem?—mussten die Germanisten ihren institutionellen Platz in den amerikanischen Hochschulen neu definieren und verteidigen, nachdem ihnen durch die Abschaffung der language requirements an den meisten Hochschulen eine “Stammklientel” abhandengekommen war. Zudem konnten jedenfalls bei den undergraduates nicht mehr ausreichende Sprachkenntnisse vorausgesetzt werden, um literatur- oder kulturwissenschaftliche Kurse mit deutschen Primärquellen und deutscher Sekundärliteratur zu bewältigen. Noch heute ist Deutsch in Nordamerika eine der am häufigsten gelernten Fremdsprachen, weil ihm eine kanonische Rolle als “westliche Kultursprache” zugemessen wird, die weit über seine Verbreitung im Vergleich zu anderen viel “größeren” Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, oder Russisch hinausgeht. Angesichts einer Halbierung der Lernerzahlen in den letzten Jahrzehnten stehen aber auch hier Deutsche oder Germanistische Studien vor der sehr ernsten und vielerorts schon Realität gewordenen Gefahr, in die Rolle eines Orchideenfachs zurückzusinken, wie es in Deutschland selbst zum Beispiel die Japanologie und zunehmend auch die Slawistik (die sich immerhin auch mit der in Europa meistgesprochenen Sprache befasst) sind. Umso wichtiger waren auch aus einer deutschen kulturpolitischen Perspektive die Initiativen amerikanischer German studies, sich für die ganze Universität relevant oder sogar “nützlich” zu machen, und das sowohl durch das Aufgreifen von allgemeiner interessierenden Themen als auch durch Unterricht und Lektüre in englischer Sprache. Eine solche Positionierung des Fachs innerhalb und für die Gesamtuniversität wird vielleicht auch durch das nordamerikanische Konzept der liberal arts erleichtert, das die Befassung mit sehr unterschiedlichen Fächern und Gegenständen im undergraduate-Studium geradezu erzwingt, während in Deutschland immer noch gleich mit dem ersten Semester ein “Fach-Studium” aufgenommen wird.4 Freilich stößt eine vertiefte wissenschaftliche Befassung mit einer fremden Kultur spätestens in der graduate school an harte Grenzen, wenn die Originaldokumente einer Kultur (und die meisten ihrer Mitglieder) nicht unmittelbar sprachlich zugänglich sind. Insofern kann englischsprachige Lehre über “Things German” Zugänge eröffnen und Interesse wecken. Aber sie kann zumindest bei denjenigen, die schließlich praktische...

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