Kapitel 4: Rechtswissenschaft und Leitentscheidungen
2017; Springer Nature; Linguagem: Alemão
10.1007/978-3-662-54864-6_4
ISSN2197-7135
Autores Tópico(s)Comparative and International Law Studies
Resumo"Die Europäische Gemeinschaft ist ein Juristen-Kosmos. Sie hat sich einen eigenen Begriffshimmel geschaffen, der noch einmal höher hängt und heller leuchtet als die nationalen Himmel." Diese Bemerkung eines Rechtssoziologen bezieht sich zwar auf die seinerzeitige EWG; es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass auch heute noch, bedingt durch die Ursprünge der Gemeinschaft als Rechtsgemeinschaft, in den Organen der EU ein Primat der Juristen herrscht, das nur langsam bröckelt. Entsprechend bewegt sich auch der wissenschaftliche Diskurs zum Unionsrecht teilweise in Sphären jenseits der nationalen Niederungen. Was zunächst im Verhältnis zur Unionsgerichtsbarkeit nur als peripher-kommentierende Tätigkeit erscheinen mag, ist eine andauernde Arbeit an der Vermittlung von Rechtsprechung – gegenüber der Unionsgerichtsbarkeit und anderen Interpreten, aber vor allem auch im wissenschaftlichen Diskurs selbst. Die in diesem Diskurs herausgebildeten Denkrahmen helfen beim Erfassen der komplexen Materie Unionsrecht. Sie haben zusätzlich innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses eine soziale Dimension, wenn von ihnen die Existenz einer wissenschaftlichen (Teil-)Disziplin als Interpretenkollektiv abhängt, sie also Grundlage eines kollektiven Selbstverständnisses sind. Dieses bedarf der absichernden Vergegenwärtigung und kann sie in unionsgerichtlichen Entscheidungen finden, die durch universalisierende Verwendung als Leitentscheidung ins disziplinäre Gedächtnis eingeschrieben werden.
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