Weimar, Hitler und „die Deutschen“ – ein sozialpsychologisches Bedingungssystem
2022; Hogrefe Verlag; Volume: 73; Issue: 2 Linguagem: Alemão
10.1026/0033-3042/a000556
ISSN2190-6238
AutoresDieter Frey, Helmut Rez, Melissa Hehnen,
Tópico(s)Consumer behavior in food and health
ResumoZusammenfassung. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Menschen ein Grundbedürfnis nach Kontrolle haben. Die Theorie der kognizierten Kontrolle definiert ein Kontrollerleben als die Möglichkeit oder Wahrnehmung, Phänomene erklären, vorhersagen und / oder beeinflussen zu können. Aus Sicht der Autor_innen kann diese Theorie einen aufschlussreichen Beitrag zur Analyse des Aufstiegs der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland und der Akklamation weiter Teile der Bevölkerung leisten. Das Ende des Ersten Weltkriegs und die Jahre der Weimarer Republik waren geprägt von gravierenden Krisenerscheinungen, die vor dem Hintergrund der gesellschaftlich verbreiteten Wahrnehmungs- und Einstellungsmuster bei weiten Teilen der damaligen deutschen Bevölkerung das Erleben eines Kontrollverlustes auslösten. Gleichzeitig verliehen Hitler und die nationalsozialistische Bewegung diesem Erleben Ausdruck, dramatisierten es, griffen mit einfachen „Erklärungen“ und „Lösungen“ damals verbreitete Vorurteile und Sehnsüchte auf und stellten die kognizierte Kontrolle in der Wahrnehmung weiter Bevölkerungskreise nach ihrer „Machtergreifung“ durch ihre Aktivitäten und Propaganda wieder her. Auf Grundlage der Theorie der kognizierten Kontrolle werden die Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur, ihre Akzeptanz und Unterstützung durch weite Teile der deutschen Bevölkerung in einem systematischen Rahmen analysiert. Zudem bietet die Theorie in Bezug auf gegenwärtige Entwicklungen hin zu antiliberalen Gesellschaften und Regimen einen aufschlussreichen Analyserahmen und Anhaltspunkte für die Prävention solcher Entwicklungen.
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