Artigo Revisado por pares

Kurt M. Mislow (1923–2017)

2018; Wiley; Volume: 130; Issue: 18 Linguagem: Alemão

10.1002/ange.201800131

ISSN

1521-3757

Autores

Jay S. Siegel,

Tópico(s)

Surface Chemistry and Catalysis

Resumo

Mislow wurde am 5. Juni 1923 in Berlin geboren. Seine Familie floh vor den Nationalsozialisten von Düsseldorf nach Mailand und 1938 weiter nach London, bevor er auf der Isle of Man interniert wurde. Im September 1940 wollte er ein Studium an der University of Cambridge beginnen, doch es kam anders, denn sein Onkel, der Photograph Alfred Eisenstaedt, ermöglichte es seiner Familie, nach Amerika auszuwandern. Mislow studierte an der Tulane University (BS 1944) und promovierte am California Institute of Technology unter der Anleitung von Linus Pauling (1947). Anschließend wurde er von der New York University angestellt, und 1964 wechselte er an die Princeton University. Mislow ein tiefes Verständnis molekularer Struktur-Energie-Beziehungen führte ihn zu der korrekten Vorhersage, dass die Stammverbindungen der [10]- und [14]Annulene aufgrund von sterischen Faktoren und Ringspannung nicht existenzfähig sein könnten. Auch die Stabilität von [18]Annulen ist stark reduziert. Sein Wissen um die Raumfüllung durch Moleküle nutzte Mislow, um die Atropisomerie chiraler Biaryle zu erklären, für deren chiroptische Eigenschaften und Konfigurationsstabilität er eine Theorie entwickelte. Der Zusammenhang zwischen innerer Beweglichkeit und Isomerenbildung von Molekülen zieht sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Laufbahn. Chiralität und Symmetrie waren die Säulen, auf die sich Mislows abstraktes Modell zur präzisen Wiedergabe der nanoskopischen Welt molekularer Observablen stützte. Dabei berücksichtigte er den Unterschied zwischen geometrischen Modellen von Molekülen, die aus Symmetriegründen chiral sein müssen, und den Molekülen selbst, deren Chiralität anhand von chiroptischen Observablen bestimmt wird. 1954 diskutierte er, ob ein Molekül, das nur in chiralen Formen vorliegt, infolge dynamischer Symmetrie trotzdem achiral sein kann. Zur Untersuchung der gehinderten Inversion von Phosphorzentren entwickelte Mislow erste Methoden für die Racematspaltung von Phosphinoxiden mit anschließender Reduktion zu chiralen Phosphanen. So tragen viele wichtige industrielle chirale Katalysatoren seine Handschrift. Mit der NMR-Spektroskopie wurde eine Technik verfügbar, die höchst empfindlich für die Molekülsymmetrie ist. Mislow machte sich diese Spektroskopie bei der Untersuchung stereodynamischer Prozesse zunutze und offenbarte die Komplexität stereotoper Beziehungen. Er schuf nicht nur das Vokabular zur Beschreibung der Phänomene, sondern entwarf und synthetisierte komplizierte Moleküle, die seine symmetriebasierten Konzepte perfekt illustrierten. Mislow erkannte die Vorteile der Graphentheorie, über die abstrakte Darstellung von Atomen und ihren Verknüpfungsmustern hinaus, auch für Isomere und deren dynamische Netzwerke. Diese Analyse führte zu den Konzepten der Restdiastereomerie und zu kinetischen Beziehungen zwischen den dynamischen inneren Komponenten molekularer Schaltwerke und Propeller. Gruppen- und Permutationstheorie sind zentral für Mislows Erklärungen der stereochemischen Beziehungen in und zwischen Molekülen. Dank dieser mathematischen Behandlung konnte sich die Stereochemie über eine Diskussion der Stereoisomerie hinaus erheben. Ferner zeigte Mislow die Schwächen der CIP-Basis für Chiralität auf, indem er auf die unzulässige Vermischung von Permutations- und Symmetrietheorie hinwies. Nach seiner Emeritierung beschäftigte sich Mislow mit der Entwicklung einer hierarchischen topologischen Taxonomie komplexer biologischer und makromolekularer Strukturen, und er formulierte Leitlinien zur Spezifizierung der Chiralität von molekularen Knoten in DNA. Mislow war nicht nur ein herausragender Naturwissenschaftler – seine breit gefächerten Interessen erstreckten sich von Philosophie über Geschichte, Neurowissenschaften und Literatur bis hin zur Musik. Auch das Wechselspiel zwischen Gesellschaft, Politik und Naturwissenschaften faszinierte ihn. Die Erkenntnis, dass Wohl und Wehe bei der Anwendung von Wissen nahe beieinander liegen, ganz gleich, was ein Forscher mit einer Entdeckung bezwecken will, ließ ihn mögliche Folgen seiner Arbeiten und die Verquickung privater und politischer Interessen mit der aktuellen Forschung kritisch überdenken. Kurt Mislow hinterlässt seine Ehefrau, Dr. Jacqueline Mislow, mit der er über 50 Jahre verheiratet war.

Referência(s)
Altmetric
PlumX