Paracelsusmedizin
2013; Volume: 25; Issue: 5 Linguagem: Alemão
10.1159/000355048
ISSN1663-7607
Autores Tópico(s)Healthcare Systems and Challenges
ResumoIn der Geschichte der Medizin ist Paracelsus sicher eine der bedeutenden Persönlichkeiten. Paracelsus' Krankheitslehre erfasst den Menschen in Gesundheit und Krankheit in all seinen Aspekten. Der Mensch ist gemäss Paracelsus den kosmologischen und biologischen Gesetzen unterstellt. Leben bedeutet Veränderung, Rhythmus und Anpassung. Nicht was der Mensch sieht, ist Wirklichkeit, sondern die Kräfte und Prinzipien dahinter.Paracelsus' wichtigste Errungenschaft liegt nicht in der ihm fälschlicherweise zugeschriebenen Entdeckung der Alchemie, Spagyrik und Signaturenlehre. Vielmehr ist es ihm zu verdanken, dass er die Medizin, Chemie, Physik, Astronomie, Astrologie, Theologie, Alchemie und viele mehr zu einem in sich geschlossenen Medizinsystem zusammenfügte, in dem der Mensch mit all seinen Seins-Ebenen Platz findet. Die Elemente als Grundenergien des Kosmos zeigen sich im Makrokosmos ebenso wie im Mikrokosmos - alles ist als Entsprechungen miteinander verknüpft. Die offizielle Medizin vertrat bis dahin die Meinung, Krankheit sei entweder eine falsche Säftemischung im Sinne der Humoralmedizin oder aber eine Strafe Gottes. Paracelsus stellte nun die Krankheitsursachen und die entsprechenden Therapieverfahren dif ferenziert zusammen. Er nahm die antike Medizin auf, trug die erhaltenswerten Aspekte weiter, fügte volksmedizinisches Wissen und seine eigene Erfahrung als Praktiker hinzu und formulierte daraus eine zeitgemässe Heilkunst in ca. 400 Schriften, mehrheitlich in deutscher Sprache.Sein bekanntester Lehrspruch wird heute noch häufig zitiert [1]:«Alle Dinge sind Gift,nur die Dosis macht das Gift.»Paracelsus wuchs als Sohn eines Pilgerarztes und einer Leibeigenen des Klosters Einsiedeln in der Nähe der Teufelsbrücke in der Zeitenwende um 1500 auf. Seinen Namen Theophrastus von Hohenheim änderte er später auf Paracelsus Philippus Aureolus (lat. «para» = gegen, darüber; Celsus nach dem römischen Autor eines humoralmedizinischen Standardwerks, geboren vermutlich 25 v. Chr.) [2]. Nach dem Medizinstudium (Chirurgie und innere Medizin) führten ihn seine Wanderjahre durch weite Teile Europas, bis nach Russland, vermutlich auch nach Nordafrika und Asien. Als Stadtarzt und Dozent in Basel schaffte er sich durch seine Kritik an der damalig praktizierten universitären Medizin viele Feinde und floh nach der Verbrennung des Canons von Avicenna aus der Stadt. Nach seiner Tätigkeit im Bad Pfäffers bei Bad Ragaz (Schweiz) starb er verarmt in Salzburg.Paracelsus (Abb. 1) war sein Leben lang ein Suchender, ein Forschender, ein Grenzgänger und ein unbequemer Zeitgenosse. Sein volksheilkundliches Wissen sammelte er während seiner Reisen bei Kräuterfrauen und bei Fahrenden. Als einer der Ersten begann er zu destillieren und gilt heute als Wegbereiter der Chemiatrie des 16. und 17. Jahrhunderts.Im Buch Paragranum beschreibt Paracelsus sein Haus der Heilkunde mit den vier Säulen Philosophia, Astronomia, Alchimia und ärztliche Tugend - aus heutiger Sicht ein wichtiger Schritt von der Humorallehre zu einem naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizinverständnis [3].Philosophie war für Paracelsus die Naturkunde, deutlich spürbar in seiner Liebe zur Schöpfung. So war es seiner Meinung nach keineswegs das universitäre Studium, das einen Arzt bildet. Paracelsus war überzeugt vom «inneren Heiler», den jeder Mensch in sich trägt. Er erahnte eine Urkraft im Wesen der Natur, eine heilkräftige, im Materiellen unsichtbare Quintessenz:«Nicht die Pflanze heilt, nicht ein chemisches Pulver, nicht Hitze und auch nicht Kälte. Heilen kann nur einer. Es ist der unfassbare, kundige und unbegrenzt starke Heilmeister in uns. Er ist imstande, alles zu kurieren. (...) Wenn ich heilen will, kann ich nichts anderes tun, als ihm zu Kräften zu verhelfen» [3].Die Astrologie im Paracelsischen Sinne ist eine Zeitkunde und Zeitqualität. Ein Gestirn verursacht nicht einen bestimmten Moment, sondern der Moment wird möglich, weil er der Zeitqualität im Sinne der Synchronizität nach C.G. Jung entspricht [3]. Die archetypischen Kräfte der Astrologie, symbolisiert in Gestirnen und Tierkreiszeichen, sind für seine Heilkunde essenziell.Paracelsus sah in der Alchemie die Suche nach den Gesetzmässigkeiten des Universums. Mit der genauen Beobachtung des Lebens ist eine Nachahmung und schlussendlich die Optimierung der Naturprozesse möglich. In der alchemistischen Tradition beschränken sich die Wandlungsprozesse nicht auf die Materie (Heilmittelherstellung), sondern beinhalten ebenso die seelisch-geistige Entwicklung auf der Suche nach den Urkräften, die die Welt im Innersten zusammenhalten (Abb. 2).Auch «Proprietas» (Redlichkeit) genannt [2], ist die ärztliche Tugend die Grundlage der ärztlichen Tätigkeit, heute als Ethik bezeichnet. Für Paracelsus ist die Liebe die höchste Form der Medizin. Ein Heilkundiger oder Arzt soll Integrität, Nächstenliebe und Demut vor Gott in sich entwickeln.Paracelsus postulierte in seiner Entienlehre die fünf Entien, die ausgeglichen sein müssen, damit der Mensch gesund sein kann. Dementsprechend ist auch jedes Ens in der Lage, Gesundheit bzw. Krankheit zu verursachen [2,4].Eingebunden in das Universum hängt das Leben des Menschen von kosmischen Einflüssen wie Klima, Jahreszeiten oder Vegetationsperioden ab. Der Kosmos zeigt die symbolhafte Verwandtschaft und innere Verbundenheit des Menschen mit dem Universum. Der Makrokosmos spiegelt sich im Mikrokosmos wider.Verschiedene Einflüsse wie Ernährung, Atmung und Stoffwechsel wirken auf den Menschen ein - lebenserhaltende ebenso wie schädigende. Der «innere Alchemist», wie Paracelsus ihn nennt, verarbeitet dabei die äusseren Reize, nimmt Aufbauendes auf und scheidet Überflüssiges wieder aus.Das Ens naturale beschreibt die Konstitution, die Dispositionen sowie die Stärken und Schwächen des Menschen. Es ist Ursache für endogen entstandene Krankheiten und bestimmt den konstitutionsbedingten Verlauf des Lebens. Für Paracelsus zeigen sich die Gestirne (Sonne, Mond, Merkur, Mars, Venus, Jupiter, Saturn) in der Natur des Menschen, und zwar in den sieben Hauptorganen (Herz, Gehirn, Lunge, Galle, Nieren, Leber, Milz), denen sie entsprechen.Die Macht der inneren Einstellung, der Gedanken, des Willens und der Imagination formulierte Paracelsus im Ens spirituale - heute bekannt als Fachgebiet der Psychoneuroendokrinoimmunologie (PNEI).Auf das Ens deale kann der Mensch keinen Einfluss nehmen, denn es wird nur von Gott bestimmt. Heute verwendet man dafür eher den Begriff Schicksal. Paracelsus galt als tiefgläubiger Mensch, jedoch nicht in blindem Befolgen der Kirchenlehre, sondern vielmehr mit eigenen Gedanken, freiem Geist und unkonventionellem Handeln (womit er oft das Mass des Geduldeten überschritt).Für Paracelsus war der wichtigste Schritt jeder Krankheitsbehandlung die Stärkung des inneren Arztes, sichtund spürbar in den Selbstheilungskräften. Erst dann stehen dem äusseren Arzt entsprechend den fünf Entien auch die fünf Wege der Therapie und der Heilung zur Verfügung [5].Nach dem antipathischen Prinzip (Contraria contrariis curentur) werden Verfahren eingesetzt, die - meist rein symptomorientiert - als Reiz-, Umstimmungs- oder Stärkungstherapie wirken. Aschner [1] schreibt 1926 in seinem Vorwort der Werke von Paracelsus: «Man muss sich darüber klar werden, dass die heutige wissenschaftliche Medizin nur die Naturales, also nur eine von den fünf Arten der Heilkunde, umfasst».Wie der Begriff «spezifisch» sagt, ergreift der Arzt Therapieformen oder Arzneien, die spezifisch auf die Krankheitsursache wirken (allopathisch oder sympathisch wirkende Arzneien, Antidyskratika sowie ausund ableitende Verfahren).Die Heilkunst des Characteralis liegt in seiner Weisheit, seinen Worten, seiner Empathie und seinem Charisma, verbunden mit psychologischem Wissen. Er führt die Patienten zu Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung.Geist und Magie sind die Werkzeuge des Spiritualis - immer in Harmonie mit den natürlichen Rhythmen und im Einklang mit den Elementarund Astralkräften.Der Fidelis ist der Priester, der mit Glaube und Spiritualität heilt, indem er dem Patienten den Weg des Glaubens zeigt.
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