Artigo Acesso aberto Revisado por pares

Neujahrsgruß 2014

2014; Wiley; Volume: 21; Issue: 1 Linguagem: Alemão

10.1002/ckon.201410218

ISSN

1521-3730

Autores

Thomas Schleid,

Tópico(s)

Innovation, Technology, and Society

Resumo

Liebe Mitglieder der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht, „Chemie – Element unseres Lebens“ war das Motto des Wissenschaftsforums Chemie 2013, das vom 1. bis zum 4. September 2013 von der Technischen Universität Darmstadt im Kongresszentrum Darmstadtium ausgerichtet wurde und gleichzeitig mit der 30. Fortbildungs- und Vortragstagung unserer GDCh-Fachgruppe in der hessischen „Wissenschaftsstadt“ Darmstadt stattfand. Der runden Zahl 30 durchaus angemessen, ist es uns auch im vergangenen Jahr gelungen, knapp 200 Teilnehmer für unsere Fachgruppentagung zu mobilisieren und ihnen ein sehr vielfältiges Programm zu bieten. Es gab die Möglichkeit, sich an 11 Workshops zu beteiligen, 30 Diskussionsvorträgen zu lauschen und sich an 48 Posterpräsentationen zu erfreuen, von denen 19 als sogenannte „Spitzenposter“ mit einem in die Materie einführenden Kurzvortrag glänzen durften. Erstmals gab es einen Schülertag, der sich mit Oberstufenschülern mit Leistungsfach Chemie und ihren Lehrern dem Thema „Energiewende und Chemie“ widmete. Eine zunächst nur als Exkursion zur Firma Merck angekündigte Veranstaltung ging erfreulicherweise in einem Workshop auf, für dessen Zustandekommen ich Frau Dr. Christa Jansen von der Merck KGaA ganz herzlich danken möchte. Die Krönung unserer Fachgruppentagung stellten aber einmal mehr die 12 Experimentalvorträge dar, die uns auch auf diesem Wissenschaftsforum ein charakteristisches Alleinstellungsmerkmal verliehen und bestimmt auch fachgruppenfremde WiFo-Teilnehmer angezogen und fasziniert haben. Allein Themen wie „Geheimtinte“, „Schwermetallvergiftungen“, „Energiegewinnung in allen Facetten“, „Wohlgeschmack“, „Babyöl und Bier“ sowie der „Nutzen von Netbooks, Tablets, iPads, Androids und IOS-Handies im Chemieunterricht“ sorgten für unterhaltsame Stunden mit ‚chemistry – live on stage‘. Den kleinen Wermutstropfen, dass wir nicht im Darmstadtium selbst auftreten durften, sondern in den Hörsälen und Seminarräumen des benachbarten Karo 5, haben wir dafür gern in Kauf genommen. Auch die Workshops mussten auf den TU-Campus Lichtwiese ausweichen, was jedoch durch den hervorragenden Einsatz von Dr. Klaus Jürgen Wannowius vor Ort ebenfalls als nicht störend empfunden wurde. Wer mitgezählt hat, sollte auf insgesamt 80 Beiträge gekommen sein, was ziemlich gut der Zahl der chemischen Elemente entspricht, mit denen wir an Schulen und Universitäten noch operieren dürfen. Damit wäre auch auf diese Weise der Brückenschlag zum Tagungsmotto „Chemie – Element unseres Lebens“ gelungen, denn kein anderer Ort als Darmstadt wäre geeigneter, um dieses Motto mit Leben zu erfüllen. Hier wurden nämlich wenigstens sieben neue, superschwere Elemente hergestellt, welche die siebte Periode des Periodensystems der Elemente nun endlich vervollständigt haben, wie uns in einem Plenarvortrag von Prof. Dr. Andreas Türler (PSI Villigen, Schweiz) nahe gebracht wurde. Ob uns diese neuen Elemente allerdings für die vielen, durch übersteigerten Regulierungsdrang in Sachen Gefährdungspotential-Abschätzung aus dem schulischen Experimentalunterricht sowie universitären Praktika und Forschungslabors verbannten, alten einen adäquaten Ersatz schaffen können, bleibt angesichts starker Radioaktivität und Halbwertszeiten im Sekundenbruchteilbereich sehr zu bezweifeln. Unsere Fachgruppentagung wäre ohne einen Gesellschaftsabend mit ihrer traditionellen Preisverleihungszeremonie und dem nachfolgenden entspannten geselligen Beisammensein, diesmal im Darmstädter Alten Schalthaus, nicht komplett. Als Jahrespreisträger 2013 der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht durften sich Katharina Bolzmacher (Beuerberg), Simone Burkart (Haimhausen), Veronika Haider (Großkarolinenfeld) und Susanne Spanfelner (Wartenberg) über den Preis für Lehrkräfte an Grundschulen, Dr. Franz Kappenberg (Wolbeck) über den Friedrich Stromeyer-Preis und Dr. Alexander Witt (Schöningen) über den Manfred und Wolfgang-Flad-Preis freuen. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber auch Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Herbert W. Roesky (Göttingen) als aktueller Träger des Heinrich Roessler-Preises im Jahre 2012, der nur im Zweijahresturnus vergeben wird. Ein Grund zum Feiern war zudem das 20jährige Bestehen unserer Mitgliederzeitschrift CHEMKON (Chemie konkret – Forum für Unterricht und Didaktik), was durch eine Feierstunde am Wiley-VCH-Stand im Darmstadtium gebührend in Szene gesetzt wurde. An dieser Stelle sei Herrn Prof. Dr. Walter Jansen (Flensburg), Frau Prof. Dr. Ilka Parchmann (IPN Kiel) und ihrem Oldenburger Redaktionsteam sowie Frau Dr. Eva Wille, Frau Dr. Carina Kniep und Frau Dr. Sabrina Turba (Wiley-VCH, Weinheim) unser ganz besonderer Dank für ihr unermüdliches Engagement ausgesprochen. Über drei Tagungstage war das Aktionszelt vor dem Darmstadtium aktiv, das sich als Kombination des Juniorlabors Merck mit der TU Darmstadt und der GDCh dem Thema „Experimentieren und Informieren“ gewidmet hat. Nicht nur hierfür gilt einmal mehr Frau Dr. Christa Jansen (Merck KGaA, Darmstadt) und Frau Prof. Dr. Barbara Albert, unserer frisch ausgeschiedenen GDCh-Präsidentin und ranghöchsten chemischen Repräsentantin der TU Darmstadt, für ihre Organisationsleistungen vor Ort Lob und Dank! Das Bemerkenswerteste an unserer Mitgliederversammlung 2013 in Darmstadt war vermutlich die Präsentation des neuen Logos unserer GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht. Hier wurde das leicht verstaubte, alte Logo (links) durch ein neues, in den Farben der CHEMKON gehaltene (rechts) ersetzt, das von seiner Stilistik her unsere Bindung an die Gesellschaft Deutscher Chemiker deutlicher unterstreichen soll. 1 Auch der Name Prof. Dr. Ilka Parchmann muss noch einmal fallen, denn sie schickt sich an, im September 2014 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem dortigen Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik mit der Organisation und Durchführung der 31. Fortbildungs- und Vortragstagung der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht eine langjährige Erfolgsstory konsequent weiterzuschreiben. Unter dem Motto „Horizonte eröffnen – Chemische Perspektiven für Forschung, Bildung und Gesellschaft“ hoffen wir auf einen rundum erfreulichen Tagungsverlauf und sehen heiteren Herbsttagen in Kiel entgegen! Wichtige Aktivitäten der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht gingen im vergangenen Jahr auch von den drei Arbeitsgruppen mit den Schwerpunkten „Lehrpläne und Bildungsstandards – Lehrerbildung und Unterrichtsforschung“ unter der Leitung von Frau OStD Birgitta Krumm (Frankfurt a. M.) und „Experimentalunterricht“ unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Friedrich (PH Freiburg i. Br.) aus, denen an dieser Stelle ebenso sehr gedankt werden soll wie dem Diskussionskreis „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ mit Frau Jun.-Prof. Dr. Maike Busker (Universität Flensburg) als Sprecherin. Weiterhin muss das Engagement der GDCh-Lehrerfortbildungszentren gebührend honoriert werden. Ergänzend zu den sechs bereits länger bestehenden Standorten Bremen/Oldenburg (Leiter: Prof. Dr. Franz-Peter Montforts sowie Dr. Julia Michaelis und Dr. Holger Lüschen), Dortmund (Leiterin: Prof. Dr. Insa Melle), Erlangen/Nürnberg (Leiter: Prof. Dr. Andreas Kometz), Frankfurt a. M. (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Arnim Lühken), Leipzig/Jena (Leiterin: Prof. Dr. Rebekka Heimann) und Rostock (Leiter: Prof. Dr. Alfred Flint) wird seit dem 1. Januar 2013 auch das neue Zentrum in Baden-Württemberg gefördert, das an der PH Karlsruhe angesiedelt ist und von Prof. Dr. Matthias Ducci vorbildlich geleitet wird. Die feierliche Eröffnung fand am 30. Januar 2013 mit einer fesselnden Ansprache meines Amtsvorgängers im Vorsitz der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht, Prof. Dr. Holger Butenschön (Leibniz-Universität Hannover), in Ausübung seiner Funktion als Vorsitzender der GDCh-Kommission für Lehrerfortbildung statt. 13 Jahre nach dem PISA-Schock hat sich der Bildungsstandort Deutschland in Sachen Naturwissenschaften offenbar wieder so gut erholt, dass er sich im gehobenen Mittelfeld der 64 von der OECD evaluierten Staaten wiederfindet. Wem ein ehrenvoller 16. Platz aber noch immer zu wenig ist, der möge sich vor Augen halten, dass die besserplatzierten Länder vier Mal aus China (Shanghai, Hongkong, Taipeh und Macao) sowie aus Singapur, Korea und Japan bestehen, deren auf knallharter Disziplin basierende Bildungsideale keineswegs unbesehen als Vorbild dienen sollten. Dass uns manche europäischen Nachbarstaaten mit modernem Ganztagsunterricht und richtungsweisend niedrigen Klassenteilern noch immer unerreicht geblieben sind, mag den verantwortlichen, oft allzu reformfreudigen Politikern ein Denkanstoß sein. Vielleicht werden sich zukünftige PISA-Studien ja auch bald an den Idealen von John Hattie messen lassen müssen, der mit seiner Sicht von “down under“ besonders dem Charisma des unterrichtenden Lehrers eine ganz erhebliche Bedeutung für die Lernerfolge von Schülern einräumt. Die generelle Chemikalienphobie und experimentelle Unlust an deutschen Schulen hat nicht nur manche Elemente (und ihre Verbindungen) aus den Lehrcurricula verbannt, auch die Organische Chemie musste nach der Benzol-Hysterie ein neues Schreckgespenst hinnehmen: Pikrinsäure. Natürlich ist eine Kohlenwasserstoffverbindung mit drei Nitrogruppen in der Nähe von Nitroglycerin (Dynamit) oder Trinitrotoluol (TNT) anzusiedeln, als wasserlösliches Phenolderivat muss man sie jedoch einfach feucht halten, um daraus resultierende Gefahren zu bannen. Häufig führt wohl nur ein Mangel an Sicherheit und Übung im Umgang mit problematischen Stoffen dazu, dass beispielsweise in Chemikalienflaschen vergessene und daher eingetrocknete Pikrinsäure nicht oft genug zu Experimenten genutzt wird und in ihrer Verzweiflung auf explosive Weise Aufmerksamkeit erzwingt. Wiederholt entfesselte Novellen von übertriebenem Kennzeichnungswahn für Feinchemikalienbehälter sind aber sicher nicht dazu angetan, die landläufige Aversion von Schulkindern gegen alles, was mit Chemie zu tun hat, etwas abzumildern. Zum Schluss meines Neujahrsgrußes ist es mir eine traurige Pflicht, das Ableben unseres Ehrenmitglieds und erster Friedrich Stromeyer-Preisträgerin, Frau StD a. D. Renate Herrmanns (Wuppertal), am 2. Oktober 2013 im Alter von 91 Jahren bekannt zu geben. Für die langjährige Presbyterin endet das Leben jedoch nicht mit dem Tod und so wird ihr Andenken für uns stets lebendig bleiben. Auch Prof. Dr. Hans-Jürgen Schmidt (Dortmund) ist am 20. Oktober 2013 achtzigjährig verstorben, ganz kurz nach einem Festkolloquium zu seinem runden Geburtstag. Damit die betrüblichen Lücken, die das Leben reißt, früher oder später wieder geschlossen werden können, bitte ich Sie alle, meine lieben Fachgruppenmitglieder, durch offensive Werbung von Neumitgliedern, die GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht lebendig, zahlenmäßig stark und innovationsfreudig zu halten. In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich und wünsche Ihnen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Neues Jahr 2014. Ihr Thomas Schleid

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