«Hier wohnte – auch – Billy Wilder»
2023; C.H. Beck; Volume: 17; Issue: 1 Linguagem: Alemão
10.17104/1863-8937-2023-1-61
ISSN1863-8937
Autores ResumoAusgerechnet Gedenktafeln schienen dem Verleger Wolf Jobst Siedler die Geschichtslosigkeit Berlins zu belegen. Besonders eine aus griechischem Marmor mit dunklen Messingbuchstaben am Viktoria-Luise-Platz versetzte ihn in Rage. Zwei Häuser neben dem Sitz seines Verlages, an einem Neubau in Kieselkratzputz, stand seit 1993 in Versalien: «Hier wohnte von 1927 bis 1928 auch Billy Wilder, Filmregisseur, 22.6.1906» (Abb. 1). «Nur ein Dreivierteljahr lang» habe Wilder hier gewohnt, moniert der Verleger mit dem historischen Zeigefinger in seine Erinnerungen, auch sei dieser damals nicht berühmt gewesen, sondern bloß «der unbekannte deutsche Wilder, als er noch Samuel hiess.» Der Abschnitt über Berliner Gedenktafeln endet auf dem hohen Ton des Generalverdikts: «Jahrzehntelang hat man sich nicht um Berlins Vergangenheit geschert, jetzt sucht man auch die banalsten Orte zu historisieren. Das heutige Gedenken ist so geschichtslos wie das gestrige Vergessen.»
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