Erwerb der Wortstellungsregeln im DaF‐Unterricht
2024; Wiley; Linguagem: Alemão
10.1111/tger.12295
ISSN1756-1221
AutoresMarija Stanojević Veselinović,
Tópico(s)Linguistics, Language Diversity, and Identity
ResumoIn diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die korrekte Wortstellung für einen klaren Satzbau und auf die Methoden, die helfen können, mögliche Schwierigkeiten beim Satzbau zu überwinden. Der vorliegende Artikel informiert über das Zusammenspiel von einfachen mathematischen Operationen und dem Deutschen im fremdsprachlichen Lernprozess. Es wird basierend auf unterrichtlichen Beobachtungen und Erfahrungen davon ausgegangen, dass viele Lernerfolge bei der Aneignung der Regeln für einen korrekten Satzbau auf Gemeinsamkeiten mit mathematischen Operationen zurückzuführen sind. So können Satzstrukturen im Deutschen besser und schneller gelernt werden. Es wird davon ausgegangen, dass vor allem logische Operationen in der Mathematik zuerst und meistens spontan schon im Kindergarten gelernt und dann in vielen Bereichen der Grammatik systematisch als lernförderliche Ressource und Transferbasis genutzt werden können. Die Mathematik mit ihren Symbolen, Regeln und Zeichen kann auch als eine Art Sprache betrachtet werden. Auf das bereits erlernte Vorwissen können Lernende beim Deutschlernen bewusst und zielführend zurückgreifen. In diesem Zusammenhang verfolgt der vorliegende Forumartikel das Ziel, die Frage zu beantworten, wie man leichter mit der Hilfe von mathematischen Operationen die Wortstellung im Satz lernen und erwerben kann. Viele Autoren (z.B. Vujošević, 2018; Hemenway, 2009; Hoque, 2021; Shara, 2016) weisen darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Kunst und Mathematik und Musik und Mathematik gibt. Im Kontext des Spracherwerbs stellt das Werk von Noam Chomsky (1966; 1972) einen besonderen Beitrag dar, der sprachliche Strukturen im wahrsten Sinne des Wortes auf mathematische Muster zurückführt. Nach Chomsky ist Sprache ein System von Elementen, die (auf der Grundlage bestimmter Regeln) miteinander verbunden sind, d.h. ein organisiertes Ganzes, dessen Teile in bestimmten Beziehungen stehen und so eine ganzheitliche Struktur bilden. Chomsky erklärt, dass eine in Sprachen unendliche Anzahl von Sätzen aus einer endlichen Anzahl von Wörtern gebildet werden kann, indem eine bestimmte Anzahl von Regeln angewendet wird, die komplexe Denkoperationen widerspiegeln (ibid). Man kann sagen, dass die Mathematik wie die Sprache über integrierte Muster und Regeln für ihren ordnungsgemäßen Gebrauch verfügt, die auf logischem Denken basieren. Zudem folgen Strukturen in der Mathematik, wie zum Beispiel Zahlensysteme, Gleichungen und arithmetische Operationen, bestimmten Regeln und Prinzipien, während die Sprache in ähnlicher Weise syntaktische Muster und semantische Regeln verwendet, um die Sprachenlernprozesse einer Fremdsprache zu ermöglichen. Der Zusammenhang zwischen Sprache und Mathematik kann auf mehr als einer sprachlichen Ebene (Syntax, Semantik und Morphologie) auftreten. Im vorliegenden Forumartikel wird herausgearbeitet, wie man mathematische Operationen beim gesteuerten Spracherwerb des Deutschen speziell beim Erlernen der Wortstellung im Deutschen verwenden kann. Was Mathematik und Grammatik gemeinsam haben, ist die logische Strukturierung. Mathematik wird oft als die Wissenschaft der Struktur verstanden. Aus linguistischer Sicht gibt es Bereiche wie Syntax, Semantik, in denen grammatikalische Regeln mathematisch, d. h. auf logische Weise, dargestellt werden. Daher gibt es in der Syntax Satzmuster oder Satzrahmen für die richtige Reihenfolge von Wörtern in einem Satz. Natürlich gibt es in beiden Disziplinen Ausnahmen von der Regel, auf die bestimmte Regeln nicht anwendbar sind. Von besonderer Bedeutung für die Fähigkeit, Deutsch zu sprechen, ist eine bestimmte und genau festgelegte Wortstellung, die dem System der Ordnung der natürlichen Zahlen ähnlich ist. Das System kann man benutzen, um die Wortstellungsregeln in der deutschen Sprache zu automatisieren und den Wortschatz zu bereichern. Auf diese Weise lernt man nicht nur die korrekte Wortstellung, sondern auch Bedeutungen von Wörtern und Begriffen im Satz, denn erst im Kontext eines Satzes bekommen sie einen konkreten Sinn. Mechanismen in einer Sprache zur Satzbildung haben wie in der Mathematik die Aufzählungseigenschaft (Ašić, 2011). Fragen, die mit einem W- Fragewort wie zum Beispiel wer, wo, wann, woher, wohin usw. beginnen, bezeichnen Fragen, die eine Zusatzinformation verlangen und die in besonderer Weise strukturiert sind. An erster Stelle der W-Frage steht das Fragewort, dann kommt das konjugierte Verb, und am Ende des Satzes steht das Subjekt. In der Antwort werden diese Satzteile in umgekehrter Reihenfolge angegeben (3,2,1). Das Subjekt steht an erster Stelle, das Prädikat an zweiter Stelle und am Ende wird eine neue Information angegeben, d.h. eine zusätzliche Informationen abhängig von der Bedeutung des Frageworts, wie im Beispiel: Wie heißt die Frau? Die Frau heißt Hanna. 1 2 3 3 2 1 Wo wohnt sie? Sie wohnt in Belgrad. 1 2 3 3 2 1 Falls die Frage direkt an uns gestellt wird, wird die Position drei immer vom Pronomen Ich eingenommen. Verb und Subjekt stimmen in den Merkmalen Person und Numerus überein: Wann kommst du? Ich komme morgen. 1 2 3 3 2 1 Bei W-Fragen, die im Perfekt geschrieben werden, werden in der Antwort weiterhin die Elemente, die die ersten drei Stellen der Frage belegen, in umgekehrter Reihenfolge aufgeführt, der Rest des Fragesatzes wird einfach hinzugefügt, wie im Beispiel: Wohin ist Hanna geflogen? Hanna ist nach Belgrad geflogen. 1 2 3 3 2 1 Geschlossene Fragen lassen sich in der Regel nur mit Ja oder Nein beantworten. Im Deutschen beginnen solche Fragen immer mit einem Verb, das zum darauffolgenden Subjekt passt. In der Antwort kann nach dem Wort Ja oder Nein wiederum durch Ersetzen der ersten beiden Satzglieder in der Frage eine vollständige Antwort gegeben werden. Bei einer negativen Antwort folgt auf das Verb eine Negationspartikel: Heißt er Jan? Ja, er heißt Jan. 1 2 2 1 Wohnt er in Belgrad? Nein, er wohnt nicht in Belgrad. 1 2 2 1 + Negationspartikel Durch das Wiederholen und das System (1,2,3) automatisieren Lernende die Wortstellung in ihren Antworten, sie können in vollständigen Sätzen jede Frage beantworten. Dabei werden auch die Bedeutungen von Wörtern im Kontext erlernt. Im Unterricht sitzen Lernende im Kreis und stellen gleiche Fragen (Wer sind Sie? Wo wohnen Sie? usw.) nacheinander und beantworten sie nach dem schon erwähnten System, so dass sie nicht nur die korrekte Wortstellung bei Antworten sondern auch bei Fragen erlernen können. Basierend auf unterrichtlichen Beobachtungen und Erfahrungen wird im Sinne der Kontrastivhypothese angenommen, dass der Gebrauch dieser Methode einen wirksamen Beitrag beim Deutschlernen auf A1 Niveau im Erwachsenenbereich leisten kann, da erwachsene Lernende im Gegensatz zu Kindern, (die meistens beim Spielen ganz angstfrei und spontan eine Fremdsprache lernen), ein System brauchen, in dem sie von Angst befreit sind und Ähnlichkeiten sowie Übereinstimmungen mit schon vorhandenen Kenntnissen finden können. Jeder der bis 3 vorwärts und rückwärts zählen kann, kann die Wortstellung in einem deutschen Satz automatisieren und Sätze mühelos und ohne Überlegen bilden. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass die Zahlenregeln nur bei einfachen Satzstrukturen funktionieren, die sich meist aus einem Subjekt, einem Prädikat und einem Objekt zusammensetzen. Wenn es mehr als drei Satzglieder im Satz gibt, ist das Subjekt dann nicht am Ende des Fragesatzes, zum Beispiel: Wohin fährt er heute? Er fährt heute nach Wien. 1 2 3 3 2 1 Deshalb sind diese Regeln für den einfachen Satzbau auf dem A1 Niveau geeignet, weil Anfänger auf diese Weise angstfrei beim Lernen werden und an Sicherheit gewinnen, um vollständige Sätze zu bauen. Beim Wiederholen von Zahlenregeln eignen sich Menschen, die noch kein Wort Deutsch können, die Wortstellung bei einfachen Sätzen sowie Wörter und ihre Bedeutung im Kontext an. Mit Hilfe dieser Lernmethode automatisieren Lernende mit der Zeit ihre Antworten und beginnen spontan und selbstständig zu sprechen. Deshalb ist deren Einsatz in Anfangslernphasen sehr wichtig und hilfreich beim Memorisieren der Wortstellung und unbekannter Wörter. Wie schon dargelegt wurde, gibt es die Möglichkeit, einfache mathematische Konzepte zum Aufbau eines Systems expliziter formaler Regeln der Wortstellung anzuwenden. Um Aufschluss über die aus den mathematischen Konzepten resultierenden Transfererscheinungen im Bereich Syntax zu erhalten, wurde ein Gruppeninterview als Datenerhebungsmethode in einer Lernergruppe von Erwachsenen, die erst angefangen hat, Deutsch zu lernen, angewandt. Das Ziel des Interviews bestand darin, bestimmte Auswirkungen der methodischen Herangehensweise zu erfassen. Die Erhebung wurde im Januar 2024 durchgeführt. An dem Interview nahmen 8 Probanden zwischen 20 und 30 Jahren teil, die Deutsch als Fremdsprache auf A1 Niveau in einer privaten Sprachschule lernen. Die Befragung hatte einen eher informativen Charakter, deshalb sollen die Ergebnisse im Folgenden nur kurz interpretiert werden. Die Frage, ob die Lernenden Deutschlernen schwer finden, bejahten die Befragten, betonten aber, dass das so in der Vergangenheit war, bevor sie diese Lernmethode angewendet haben. Auf die Frage, welche Fremdsprache sie schon gelernt haben, gaben alle die gleiche Antwort: Englisch auf A1 und A2 Niveaus, da Englisch als erste Fremdsprache in serbischen Schulen gelernt wurde. Sie erklärten, dass sie schon Transfererscheinungen aus dem Englischen erfahren haben, da viele Wörter im Englischen und Deutschen phonologisch so ähnlich sind, dass das Verständnis des Deutschen ihnen erleichtert wurde. Die Frage, ob sie schon die Zahlenregeln verwendet haben, beantworten alle mit Nein. Auf die Frage, was die Anwendung dieser neuen Methode mit sich bringt, wurde unterschiedlich geantwortet: Ich bin mir sicherer beim Sprechen./Ich bekomme mehr Selbstvertrauen./ Zuerst war Deutsch für mich wie ein Chaos und ich musste mich sehr bemühen, einen deutschen Satz zu bilden, dann habe ich Zahlenregeln verwendet und jetzt verstehe ich Deutsch./ Ich memorisiere schneller nicht nur die Wortstellung sondern auch die Wörter./ Ich bin selbstständiger beim Sprechen./ Nach einer Weile bilde ich Sätze automatisch, ohne zu überlegen./ Ich merke mir die Wortstellung und Wörter schneller./ Das ist logisch. Auch die Frage, was ihr persönlicher Eindruck über das Verwenden der Zahlenregeln war, gab es mehrere Antworten: Die Methode ist logisch./ Sie ist hilfreich./ Durch das Wiederholen wird die Wortstellung von Antworten und Fragen automatisiert./ Nach einer Weile kann man selbst Fragen und Sätze bilden./ Man kann einen vollständigen grammatikalisch korrekten Satz bauen./ Man kann dadurch schneller und leichter Wörter memorisieren./ Diese Methode ist interessant und einfach. Es zeigt sich, dass die Lernenden Zahlenregeln als die Verankerung in eine Realität betrachten, die ihnen bekannt ist, wo sie sich sicher fühlen. Es zeigt sich weiter, dass der Sprachlernprozess beschleunigt werden kann (durch das Wiederholen automatisiert man die Wortstellung und merkt sich Wörter). Nach dieser Auswertung stellt man fest, dass ein systematisches Training und der Gebrauch der Zahlenregeln, der sehr fördernd im Lernprozess ist, einen effektiven Beitrag leisten können. Bemerkenswert ist auch, dass Probanden fast einstimmig waren, was die Antworten betrifft. Nach ihren Äußerungen ist dieser Ansatz logisch, sie können besser Deutsch verstehen, schneller und besser neue Wörter lernen, sowie nach einer Weile ohne langes Überlegen Sätze bilden. Zu beobachten ist dabei, dass sie an Selbstvertrauen, Spontaneität und Sicherheit beim Sprechen gewonnen haben. Lernende sind flüssiger beim Sprechen. Es gibt zahlreiche Transfermöglichkeiten von mathematischen Konzepten auf verschiedene Sprachebenen, die untersucht werden können, aber hier haben wir uns auf die Wortstellung beschränkt. Abschließend lässt sich sagen, dass die Arbeit neue Fragen, was neue Untersuchungsgebiete in dem Bereich des positiven Transfers angeht (Balla, 2013; Durbaba, 2011), aufgeschlossen hat. Marija Stanojevic Veselinovic (Ph.D., University in Kragujevac) is an Assistant Professor of German at the Faculty of Education in Jagodina, Serbia, where she also works as a Faculty Coordinator for International Relations. She is currently teaching several academic subjects at the Faculty of Education in Jagodina regarding the methodology of German Language Teaching. She is particularly interested in language learning strategies, second language teaching and learning, methodological and didactical forming in teaching, teaching German to young learners, and teaching foreign language at the university level. Her research interests include also German–Serbian relations in the field of contrastive phraseology. She has published many papers and presented at many conferences in the country and abroad.
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