Die Rechtfertigung moralischer Normen
2004; Verlag Vittorio Klostermann; Volume: 58; Issue: 4 Linguagem: Alemão
ISSN
1439-2615
Autores Tópico(s)Religion, Theology, and Education
ResumoEine Moral ist ein Korpus von informellen sozialen Regeln oder Normen, deren Befolgung die Mitglieder einer Gesellschaft voneinander fordern und auf deren Verletzung sie mit sozialem Druck reagieren. Der auf3ere Druck, der sehr verschiedene Formen und Intensitaten annehmen kann, wird gew6hnlich antizipiert und internalisiert, so dass die, die die Nor men verletzen, auch mit inneren Widerstanden und einem mehr oder weniger starken Unbehagen zu kampfen haben. Was moralisch und un moralisch ist, wird relativ auf die geltenden Normen bestimmt; mora lisch sind die Handlungen, die den Normen entsprechen, unmoralisch die, die normwidrig sind. Die Normen sind von Menschen gemacht, sie gehen aus ihrem Zusammenleben, ihren Vorstellungen und Interessen hervor. Das gilt selbst dann, wenn sie glauben sollten, mit ihren Normen nur den Willen eines hoheren Wesens oder eine objektive, durch die Na tur selbst vorgegebene moralische Ordnung nachzuvollziehen. Ein wich tiges Charakteristikum einer Moral scheint zu sein, dass derjenige, der ei ne moralische Norm zur Geltung bringt und ihre Befolgung von anderen fordert, davon ausgeht, dass es legitim ist, dies zu tun. Es ist legitim, die anderen mit der Moral unter Druck zu setzen. Wer dies tut, nutzt nicht einfach ein Machtmittel, iiber das er verfiigt, und er behelligt die ande ren auch nicht einfach mit eigenen Wiinschen und Praferenzen, mit de nen sie nichts zu tun haben. Moralische Normen sind demnach aus der internen Perspektive derer, die in der jeweiligen moralischen Ordnung leben und ihre Regelungen vertreten, keine blogen Machtnormen. Sie sind legitime oder gerechtfertigte Normen. Ihre Durchsetzung gegen alle Mitglieder der moralischen Gemeinschaft ist gerechtfertigt und ihre Be folgung deshalb fur alle eine Pflicht. Wer eine Moral hingegen von au fen, aus der Perspektive eines Anthropologen, Historikers oder Ethnolo gen betrachtet, kann sie auch dann als Moral beschreiben, wenn er einen Teil der Normen fur ungerechtfertigt und deshalb bestimmten Adres satengruppen gegeniiber fur blofe Machtnormen halt. Die Vorstellungen dariuber, was es rechtfertigt und legitim macht, eine
Referência(s)